Assange: "Ecuador besser als hinter Gittern"

WikiLeaks: Seit 2006 dient die Website laut wikipedia.org als "Enthüllungsplattform, auf der Dokumente anonym veröffentlicht werden, die durch Geheimhaltung als Verschlusssache, Vertraulichkeit, Zensur... beschränkt" und "von öffentlichem Interesse" sind. Seit Oktober ist es mit Leaks ("undichten Stellen") vorbei. Stattdessen bitten Mitarbeiter um Spenden, um den Betrieb aufrecht erhalten zu können und enttarnen sich oder werden es. Im Februar 2011 bringt Ex-WikiLeaks Sprecher Daniel Domscheit-Berg sein Buch "Inside WikiLeaks" heraus. Im September wehrt sich Julian Assange gegen seine unautorisierte Autobiografie. Der 40-Jährige Australier hatte kolportierte 1,17 Millionen Euro für die Rechte kassiert, die Ghostwriter-Memoiren als "Prostitution" bezeichnet das Geld aber schon für seine Verteidigung ausgegeben. Grund: Assange wird beschuldigt, in Schweden zwei Frauen vergewaltigt zu haben und steht seit Dezember 2010 in England mit Fussfesseln unter Hausarrest. Damals publizierten Medien die Depeschen der US-Botschaften (Spiegel-Special "Die enthüllte Supermacht"). Heute steht deren mutmaßlicher "Whistleblower" (Informanten) Bradley Manning vor Gericht. Assanges nächste Anhörung ist am 1.Februar 2012.
Der WikiLeaks-Mitbegründer fühlt sich von seiner Heimat Australien im Stich gelassen. Assanges Ansuchen um Asyl in Ecuador verärgert auch seine Unterstützer.

WikiLeaks-Mitbegründer Julian Assange hat in Ecuador Asyl beantragt, weil er sich nach eigenen Angaben von seiner Heimat Australien im Stich gelassen fühlt. Die australische Regierung sei "nicht in einer einzigen Angelegenheit" - auch nicht in seinem Fall - bereit, andere Regierungen darum zu bitten, "vernünftig" zu handeln, sagte Assange am Freitag dem australischen Sender ABC. Er betonte, dass er keine konsularische Hilfe erhalten habe. Er habe seit seiner Festnahme im Dezember 2010 mit keinem Vertreter der australischen Botschaft gesprochen, sagte der 40-Jährige.

Weiters sagte Assange am Freitag, er habe mit der Aktion vor allem Aufmerksamkeit auf seinen Fall lenken wollen. Was er bei einer Ablehnung des Gesuchs mache, wollte er nicht sagen. "Die Schweden haben öffentlich gesagt, dass sie mich ohne Anklage im Gefängnis festhalten würden, um ihre sogenannten Ermittlungen fortzusetzen", sagte er in dem Interview mit ABC.

Assange hatte am Dienstag in der Botschaft Ecuadors in London Zuflucht gesucht und einen Antrag auf politisches Asyl gestellt. Ihm droht eine Auslieferung von Großbritannien an Schweden. Dort werden ihm Sexualdelikte zur Last gelegt. Assange fürchtet letztlich an die USA ausgeliefert und dort wegen der brisanten Enthüllungen durch seine Website Wikileaks verfolgt zu werden. In den USA seien bereits Strafverfahren im Gange, die zu einer Auslieferung führen könnten, sagte er ABC. Um auf diesen mutmaßlichen Komplott gegen ihn aufmerksam zu machen, habe er sich in Ecuadors Botschaft geflüchtet.

Risiko einer Todesstrafe in den USA

Assange lobte die Menschen des südamerikanischen Landes. Sie seien "freundlich" und "großzügig". Das Leben sei dort "viel besser als ein Leben hinter Gittern", bekräftigte Assange. Ecuador will bei der Prüfung des Asylantrags Assange dessen Risiko einer Todesstrafe in den USA abwägen. Davon hänge die Entscheidung über den Antrag ab, sagte am Donnerstag Staatschef Rafael Correa dem spanischsprachigen Sender der BBC.

Auch werde geprüft, ob Assange bei dem Verfahren zur Auslieferung von Großbritannien nach Schweden einen gerechten Prozess gehabt habe.

Eine eventuelle positive Entscheidung für den Asylantrag von Assange dürfte nicht die Beziehungen Ecuadors zu anderen Ländern beeinträchtigen. "Schauen Sie doch, wie viele Lateinamerikaner in den USA leben, die (in ihren Ländern) auf der Flucht vor der Justiz sind", sagte er.

Verärgert über Assanges Antrag sind auch seine Unterstützer. Diese hatten im Dezember 2010 den Kautionsbetrag von 200.000 Pfund für ihn aufgebracht. Eine von ihnen, die Society-Dame Jemima Khan, teilte via Twitter mit, sie sei von seinem Vorgehen "genauso überrascht wie alle anderen". Sie habe gedacht, er würde sich den Vorwürfen stellen.

Kommentare