Assads Ende ist nicht das Ende des Konflikts

Assads Ende ist nicht das Ende des Konflikts
Auch wenn der Diktator bald stürzt, bleibt Syrien noch lange unsicher.

Ob sich Bashar al-Assad tatsächlich in die Provinz Latakia in Sicherheit gebracht hat, wie das die Opposition behauptet, oder ob er gar verwundet ist, kann niemand unabhängig überprüfen. Es ändert aber auch nichts mehr an der unaufhaltsamen Dynamik, die zum Ende seiner Herrschaft führen wird.

Der vernichtende Anschlag auf seine engsten militärischen Berater hat eine tragende Säule des Regimes weggesprengt. Und er hat enorme psychologische Wirkung – auf den Präsidenten, der niemandem mehr trauen kann; auf die Menschen seiner Umgebung, die nun um ihr Leben bangen müssen; und auf die Soldaten, die ihre Anführer verloren haben und von denen viele ohnehin nur widerwillig syrische Städte beschießen. Der Strom der Deserteure wird weiter anschwellen. Das Momentum ist aufseiten der Assad-Gegner, und das könnte mehr bewirken als die überlegene Feuerkraft der Armee.

Eine lange und blutige Götterdämmerung, womöglich unter Einsatz von Chemiewaffen, ein Attentat auf den Präsidenten, ein überraschender Rückzug Assads in letzter Minute – alle Szenarien sind jetzt denkbar.

Während der Diktator noch die Wahl hat, muss sich die Bevölkerung auf schwere Zeiten auch nach seinem Sturz einstellen. Denn nach dem Wegfall des gemeinsamen Feindbilds droht ein Machtkampf zwischen den inhomogenen Oppositionsgruppen. Racheakte gegen die bisher Privilegierten, gegen den Assad-Clan, gegen Militärs, Alawiten und Christen sind zu befürchten. Und ausländische Mächte wie der Iran, Russland und Saudi-Arabien, aber auch radikale Islamisten werden darum rittern, Einfluss zu halten oder zu gewinnen. Der Arabische Frühling in Syrien war mit Blut getränkt, seine Ernte ist mehr als ungewiss.

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