Afghanistan: Taliban töten Karzais Bruder

Sein eigener Leibwächter erschoss den wichtigen US-Verbündeten, der zugleich aber als Drogenhändler galt.

Ahmed Wali Khan Karzai bereitete sich Dienstagmorgen in seinem Haus in Kandahar gerade auf den Empfang von Gästen vor, als der Chef seiner Leibwache auf ihn zutrat und ihn mit zwei Schüssen aus nächster Nähe niederstreckte. Der Halbbruder des afghanischen Präsidenten Hamid Karzai starb, noch ehe er ins nahegelegene Spital eingeliefert werden konnte. Sardar Mohammed, der Attentäter, wurde sofort von anderen Bodyguards getötet.

Die radikal-islamischen Taliban übernahmen die Verantwortung für den Mord und bejubelten ihn als einen ihrer größten Erfolge im zehn Jahre dauernden Afghanistan-Krieg. Sardar Mohammed sei ein "Schläfer" gewesen.

"So sieht das Leben der Menschen in Afghanistan aus", sagte Präsident Karzai, als er vom Tod seines Halbbruders erfuhr: "Alle Heime der Afghanen kennen diesen Schmerz."

Die internationalen Truppen im Land zeigten sich von dem Attentat schockiert - und das zu Recht. Denn Ahmed Wali Karzai war als Vorsitzender des Provinzrats von Kandahar ihr engster Verbündeter im Kampf gegen die dort besonders starken Taliban. Laut New York Times stand der 50-Jährige sogar auf der Gehaltsliste der CIA, was er stets als "lächerlich" zurückwies.

Korruption und Günstlingswirtschaft

Korruptionist Ahmed Wali Karzai war den USA und ihren Verbündeten jedenfalls so wichtig, dass sie über seine Nebengeschäfte hinwegsahen. Er stand immer im Verdacht, einer der führenden Köpfe im Handel mit Heroin und Opium zu sein. Eine Zeit lang drängte der Westen Präsident Karzai, er solle seinen Halbbruder absetzen - doch die von ihm geforderten Beweise konnten nicht vorgelegt werden. Und so arrangierte man sich mit dem Kriegsherrn, der in der Bevölkerung als Korruptionist und Symbol der Günstlingswirtschaft verhasst war.

Über einen Mangel an Feinden konnte sich Ahmed Wali Karzai, der von 1979 bis 2001 in den USA gelebt und in Chicago ein Restaurant betrieben hatte, wahrlich nicht beklagen. 2003 flog sein Haus in Kandahar in die Luft; 2008 leitete er eine Regierungssitzung, als vor dem Haus ein mit Bomben präparierter Tankwagen explodierte; 2009 griffen Taliban seinen Autokonvoi auf dem Weg nach Kabul mit Raketen und Maschinengewehren an - Ahmed Wali Karzai kam immer davon. Jetzt wurde ihm sein Leibwächter zum Verhängnis.

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