Afghanin soll Vergewaltiger heiraten
Das Schicksal der 21-Jährigen hat die Notlage der Frauen in Afghanistan wieder einmal deutlich gemacht. Nach afghanischem Recht begeht eine Frau, die vergewaltigt wird, Ehebruch. Die damals 18-Jährige wurde deshalb zu zwölf Jahren Haft verurteilt. Im Badambagh-Gefängnis außerhalb Kabuls brachte sie eine Tochter zur Welt. Der Vater des Babys ist ihr Vergewaltiger. Gleichzeitig ist er der Ehemann einer Cousine.
Menschenrechtsorganisationen wurden auf die Frau aufmerksam, mehr als 5000 Menschen haben eine Petition für ihre Freilassung unterschrieben. Ihr Schicksal sollte auch Teil einer von der EU geförderten Dokumentation über wegen "moralischer Vergehen" eingesperrter Frauen werden. Wie die BBC und CNN berichten, soll dieser Film aber nicht ausgestrahlt werden dürfen. Zum eigenen Schutz der Frauen, sagt man, was Menschenrechtler kritisieren.
Aufgrund der internationalen Reaktionen mischte sich Präsident Hamid Karzai in den Fall ein.
Deal
Er berief eine Sitzung von Justizvertretern ein, auf der die Begnadigung der Frau beschlossen wurde. Nicht aber ein Leben in Freiheit: Die Frau soll nämlich jetzt ihren Vergewaltiger heiraten. Damit ihre uneheliche Tochter "kein Schandfleck" bleibt in der afghanischen Gesellschaft. "Sie hat der Hochzeit zugestimmt", sagte Karzais Sprecher Aimal Faisi am Donnerstag. Dann zierte er sich allerdings und betonte, dass die Hochzeit nicht die Bedingung für die Freilassung sei. BBC zitiert aus einer Mitteilung des Präsidentenpalastes: "Beide Seiten haben sich unter gewissen Bedingungen darauf geeinigt zu heiraten."
Angeblich besteht die Braut darauf, dass ihr Bruder eine Schwester ihres künftigen Mannes zur Frau nimmt. Nur so wähnt sie sich geschützt. Eine amerikanische Anwältin hält den Deal für erpresserisch. Sie will die junge Frau nach ihrer Freilassung an einen sicheren Ort bringen.
Kommentare