Adnan Mevic - "Mensch Nr. 6.000.000.000"

Adnan Mevic - "Mensch Nr. 6.000.000.000"
Journalisten aus aller Welt rissen sich vor zwölf Jahren um das Fotos des Neugeborenen aus Bosnien-Herzegowina. Vom Ruhm blieb wenig.

Bei seiner Geburt war Adnan Mevic ein Superstar. Würdenträger aus dem In- und Ausland gaben sich in seiner kleinen Heimatgemeinde Visoko in Bosnien-Herzegowina die Klinken in die Hand, Journalisten aus aller Welt rissen sich um Fotos des Neugeborenen. Grund: Die UNO hatte Adnan zum "Menschen Nr. 6.000.000.000" erkoren. "Gebracht hat uns das nichts", zieht seine Familie zwölf Jahre später ernüchtert Bilanz.

Die Mevics leben heute in einem heruntergekommenen Wohnblock, dessen Fassaden mit ihren zahlreichen Schusslöchern noch an den Krieg erinnern. Seine Eltern sind arbeitslos, weshalb die Familie mit umgerechnet 250 Euro im Monat auskommen muss. Die schwere Krankheit von Vater Jasmin - er leidet an Darmkrebs und ist bettlägrig - verschlimmert die Lage noch zusätzlich. "Selbst die Beutel für meinen künstlichen Darmausgang kann ich mir kaum leisten", sagt der 48-Jährige.

Vom Ruhm blieb wenig

Vom früheren Ruhm künden in der Wohnung lediglich ein Foto von Adnan in den Armen des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan, der die Patenschaft für das Kind übernahm, und eine Metallplakette. "Das bedeutet uns wenig, denn das kann man nicht essen", sagt Adnans Mutter Fatima verbittert. Die Familie fühlt sich von der UNO im Stich gelassen. "Wir haben keinerlei Kontakt."

Wie an Adnans runden Geburtstagen steht die Familie auch jetzt wieder im Mittelpunkt des Interesses, das sich diesmal sogar ausgezahlt hat. Die Mevics bekamen Essen, Kleidung - und drei Fahrräder. Lang wird das aber nicht anhalten, ist Mutter Fatima sicher: Nach der Geburt von Adnans Nachfolger - die die UNO diesmal nicht groß feiern will - "werden wir wieder in Vergessenheit geraten."

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