80 Jahre Lego und was wir davon lernen können

Konstruktionsspiele wie Lego, das am Freitag 80 Jahre alt wird, sind für die kindliche Entwicklung hilfreich, betonen Psychologen. Fähigkeiten wie räumliches Denken, Kreativität und Selbstständigkeit werden gefördert.
Von Uwe Mauch

Die Bewertung der klinischen Psychologinnen Gabriela Krauland und Sabine Kainz klingt wie Werbung für Lego. Die Marke wurde vor achtzig Jahren, am 10. August 1932, vom Kunsttischler und Spielzeugmacher Ole Kirk Christiansen im dänischen Billund gegründet. Doch Krauland und Kainz referieren exakt, was sie in ihrer täglichen Arbeit mit Kindern erkennen können.

Da zeigt sich, dass Konstruktionsspielzeug wie Lego, aber auch Matador, Fischertechnik, Kapla, Brio und andere vor allem eines sind: Pädagogisch wertvoll. Sie alle fördern, sind sich die Psychologinnen aus Wien und Graz einig, bei Kindern mehrere Fähigkeiten:

Räumliches Denken

80 Jahre Lego und was wir davon lernen können

„Bei Volksschülern, die Probleme beim Schreibenlernen haben, zeigt sich oft, dass sie nie mit Bausteinen spielten", weiß Sabine Kainz aus vielen Gesprächen und Therapien. Ihnen fällt es schwerer, die ersten Buchstaben und Wörter zu malen und die Zeile zu halten. Notwendig dazu ist eine gute Raum-Lage-Orientierung, die durch planendes Vorausschauen sowie die Auge-Hand-Koordination ermöglicht wird.

In wissenschaftlichen Studien wurde außerdem nachgewiesen, dass die jungen Baumeister die besseren Mathematiker sind. „Weil sie schneller erfassen, was viel und was wenig, was groß und was klein, was oben und was unten ist", erläutert Gabriela Krauland. Nicht, dass das zum Überleben der Spezies Mensch absolut notwendig wäre, aber „die Konstruierer" (ein Terminus in der Entwicklungspsychologie) tun sich später auch leichter, ein Bücherregal richtig zusammen zu bauen.

Selbstständig Arbeiten

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Wer im Legoland ein Held sein oder mit Matador ein Matador werden möchte, muss lernen, ein Ziel zu formulieren und dieses auch konsequent zu verfolgen. Nur jene, die sich über längere Zeit konzentrieren können, werden Erfolg haben. Die feinmotorischen Fähigkeiten werden dabei wie von selbst geschult.

Kreativität

Kinder mit Fantasie bauen sich mit den Bausteinen ihre eigene Welt. Ihren Zoo, ihre Schule, ihr Krankenhaus. Und wenn der Feuerwehrmann gerade nicht ins Spiel passt, wird ihm einfach der Helm abgenommen und er muss als Krankenschwester weiterhin Dienst versehen.

Frustrationstoleranz

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So wie beim Zusammenbau eines Bücherregals kann es auch bei der Konstruktion eines Spielzeug-Krans oder einer Eisenbahn zu herben Rückschlägen und Enttäuschungen kommen. Je früher Kinder lernen, kreative Problemlösungsstrategien zu entwickeln, desto leichter werden sie sich später in schwierigen Situationen (etwa bei Bauplänen für Bücherregale in koreanischer Sprache) zurecht finden.

Teamfähigkeit

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Wer das Kooperieren mit anderen nicht im Kinderzimmer oder im Kindergarten gelernt hat (sozial emotionale Entwicklung), kann es später nur in teuren Management-Seminaren erlernen: „Dort gibt es unter anderem auch die Aufgabe, gemeinsam einen hohen Turm zu bauen", erläutert Krauland. Nicht verteufeln möchte ihre Wiener Kollegin Computer- und Onlinespiele. Nach dem Prinzip Jedes-zu-seiner-Zeit „können sie einander mit Konstruktionsspielen auch ergänzen".

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