600.000 Muslime feiern Ramadan

600.000 Muslime feiern Ramadan
Am Freitag beginnt die wichtigste Zeit im Leben österreichischer Muslime: Wie unsere Mitbürger fasten, und wie Profisportler mit den Geboten ringen.

Mohammed Eskandari und Nasirahmad Tabasoom haben dieser Tage keinen leichten Job. Mehr als zwölf Stunden stehen die beiden täglich in ihrem Schnellimbiss Sorrentos in Wien-Margareten. Sie backen Pizza und brutzeln Kebabfleisch. Das Problem: Sie dürfen dabei weder essen noch trinken.

Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang gelten für die beiden göttliche Gesetze. So wie 600.000 andere österreichische Muslime feiern Eskandari und Nasirahmad ab heute, Freitag, Ramadan. Es ist die besinnlichste Zeit des Jahres für Muslime auf der ganzen Welt – so auch für die beiden Margaretner, die die bevorstehende Prüfung gerne annehmen. "Wir machen elf Monate, was wir wollen", sagt Eskandari, "aber dieser eine Monat gehört Gott." Für beide ist es selbstverständlich, fünf Mal täglich zu beten und abends in die Moschee zu gehen. "Das macht uns glücklich."

Der neunte Monat des islamischen Mondkalenders soll den Glauben der Muslime stärken (siehe Zusatzartikel) . "Diese Zeit des Friedens und der Geduld soll auch als Prüfung dienen, was Hunger und Durst bedeutet", sagt Fuat Sanac, Präsident der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGIÖ). "Der Ramadan hilft dabei, die Situation armer Menschen besser zu verstehen. Deswegen wird in dieser Zeit auch verstärkt gespendet." Vom Fasten ausgenommen sind laut Koran schwer arbeitende, kranke sowie alte Menschen, Kinder, Reisende und schwangere Frauen. Sie alle sollten Almosen leisten oder den Ramadan nachholen.

Wie Promis Ramadan feiern

Einer, der spendet anstatt zu fasten, ist Amer Hrustanovic. Der Ringer steht auf dem Höhepunkt seiner sportlichen Karriere. Er ist der einzige Moslem im 70-köpfigen österreichischen Olympia-Team, das dieser Tage zu den Spielen nach London aufbrach. "Ich werde es nicht durchziehen können", sagt der 24-Jährige. An intensiven Trainingsphasen und im unmittelbaren Umfeld des Wettkampfs am 6. August wird der gebürtige Bosnier, der für Österreich Medaillen sammeln soll, daher nicht aufs Essen verzichten. Andere Sportler würden es ähnlich halten. "Ich werde meine Verpflichtungen nachholen und Ersatzleistungen bringen."

Ähnlich geht es Rapidler Muhammed Ildiz. Der Mittelfeldspieler fastet ebenfalls nicht, "weil das Risiko für einen Profisportler viel zu hoch ist". Ildiz spendet dafür für arme Kinder. Er sagt: "Wenn ein Profisportler fastet, dann ist das eine Sache zwischen dem Sportler und Gott."

So wie im Christentum gibt es natürlich auch im Islam Menschen, für die das Fest eher eine kulturelle denn eine religiöse Bedeutung hat. Einer von ihnen ist der erfolgreiche Wiener Modedesigner Atil Kutoglu. Kutoglu ist kein praktizierender Moslem und durch seine Arbeit viel auf Reisen. "Ich kenne den Ramadan aber schon seit Kindheitstagen als besinnliche und familiäre Zeit", sagt er dem KURIER.

Und was ist mit den vielen österreichischen Grundwehrdienern, die an Allah und nicht an Gott glauben? Oberst Stefan Koutnig vom Wiener Militärkommando: "Prinzipiell sind Soldaten vom Ramadan ausgenommen. Wenn jemand die Regeln aber einhalten möchte, finden wir eine Lösung – so wie bei Christen auch."

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