14 Tote bei israelischen Vergeltungsschlägen
Die Gewaltspirale im Nahen Osten dreht sich ungebremst weiter, auf Angriff folgt Gegenangriff: Bei israelischen Vergeltungsangriffen für die Terrorserie im Süden des Landes sind nach palästinensischen Angaben bisher mindestens 14 Menschen im Gazastreifen getötet worden. In der zweiten Bombennacht auf Samstag starben nach Angaben des medizinischen Notdienstes fünf Menschen. Mindestens 21 Bewohner des Gebiets wurden seit Donnerstag verletzt.
Unter den Toten im Gazastreifen sollen sich auch zwei führende Mitglieder der besonders radikalen Gruppe "Volkswiderstands-Komitee" (PRC) befinden. Nach israelischen Angaben wurden die beiden gezielt getötet. Die Organisation dementierte jedoch, etwas mit der Serie von Terroranschlägen vom Donnerstag im Süden
Israels zu tun zu haben.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sagte Medienberichten zufolge, die bisherigen Angriffe und die Tötung der PRC-Mitglieder seien nur der Anfang der israelischen Reaktion auf die Anschläge, bei denen mutmaßlich Palästinenser acht Israelis getötet und 31 verletzt hatten.
Das führende Mitglied der gemäßigteren Palästinenserorganisation Fatah im Westjordanland, Nabil Shaath, kritisierte einem Bericht des Nachrichtenportals Ynet zufolge die israelischen Angriffe scharf. Netanyahu wolle mit der militärischen Eskalation nur von der sozialen Krise im eigenen Land ablenken. Die Luftangriffe bezeichnete Shaath als "Kriegsverbrechen".
Auf Angriff folgt Gegenangriff
Zugleich schlugen Freitagnacht in den israelischen Gebieten um den Gazastreifen mindestens 33 selbst gebaute Raketen und Geschoße ein. Zehn Israelis wurden Medienberichten zufolge verletzt, zwei von ihnen schwer. Nach israelischen Angaben konnte das neue Raketenabwehrsystem "Iron Dome" mehrere der Geschoße noch vor dem Einschlag zerstören. Palästinenser und Israelis erklärten, lediglich jeweils auf Angriffe des Gegners zu reagieren.
Arabische Liga beruft Krisensitzung ein
Als Reaktion auf die israelischen Luftangriffe auf den Gazastreifen hat die Arabische Liga eine Krisensitzung einberufen. Auf Antrag der Palästinenser werden sich die Vertreter der 22 Mitgliedstaaten am Sonntag mit den "Auswirkungen der gefährlichen Situation" im Gazastreifen befassen, wie der stellvertretende Generalsekretär der Arabischen Liga, Ahmed Ben Helli, am Samstag in Kairo mitteilte. Dabei sprach er von einer "andauernden Aggression Israels" gegen das Palästinensergebiet.
Ägypter demonstrieren für Ausweisung des israelischen Botschafters
Ägypten warf Israel unterdessen vor, bei einem Angriff im Grenzgebiet auf dem Sinai auch fünf ägyptische Polizisten getötet zu haben. Tausende Ägypter haben am Samstag in Kairo für die Ausweisung des israelischen Botschafters demonstriert. Die Demonstranten zündeten vor der israelischen Botschaft Feuerwerkskörper und riefen israelfeindliche Parolen. Die ägyptischen Streitkräfte schützten das Gebäude mit zehn gepanzerten Fahrzeugen.
Die ägyptische Übergangsregierung hat bereits angekündigt, ihren Botschafter aus Israel abzuziehen, bis Israel sich für den Tod der Grenzwächter entschuldigt habe. Das reicht aber vielen Ägyptern nicht. "Wichtiger als der Rückzug des Botschafters aus Israel ist es, dass Ägypten eine Änderung eines Artikels des Friedensvertrages mit Israel fordert, der sein Recht beschränkt, auf dem Sinai Truppen zu unterhalten, die die ägyptische Grenze schützen", sagte der Präsidentschaftsaspirant
Ayman Nur.
Die Grenzwächter waren in der Nacht zum Freitag entlang der ägyptisch-israelischen Grenze getötet worden. Das Kairoer Innenministerium macht dafür "willkürliche Schüsse während einer (israelischen) Suchoperation an der Grenze" verantwortlich.Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hatte die Terroranschläge am Donnerstag als "Beweis für die mangelnde Kontrolle der Ägypter auf der Sinai-Halbinsel und das Erstarken terroristischer Gruppen dort" bezeichnet.
Die ägyptische Regierung wertete den Grenzzwischenfall als Verletzung des 1978 in Camp David (USA) geschlossenen Friedensabkommens mit Israel. Kairo werde mit den nötigen Mitteln für die Sicherheit an der Grenze sorgen.
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