USA bauen Spionage in Wien aus
Unter den strengen Augen eines Mitarbeiters des US-Heimatschutz-Ministeriums ("Homeland Security") warten die Arbeiter der New Yorker Bau-Firma Michael Baker auf den Lift, und nippen am Kaffee-Pappbecher. Es geht aufwärts. Eigentlich gelten strenge Sicherheitsbestimmungen, aber derzeit scheint alles ein bisschen lascher zu sein, weil offensichtlich ein Totalumbau der 4000 m2 großen Überwachungsstation der US-Geheimdienste NSA und CIA stattfindet. Ab dem 35. Stock aufwärts bis zum Dach.
Leider in Wien
Das "Special Collection Service" (SCS)
Die Spionageeinheit, die sich in den offiziellen Räumlichkeiten der OSZE-Mission der USA in Wien versteckt, wird betrieben vom "Special Collection Service" (SCS), einem Gemeinschaftsunternehmen von NSA, der National Security Agency, und der CIA, dem Auslandsgeheimdienst der Vereinigten Staaten. SCS-Mitarbeiter sind über den ganzen Globus verstreut. Sie sind Auge und Ohr der USA und sorgen für einen "Heimvorteil auf dem Territorium des Gegners", wie der Spiegel kürzlich aus einem internen Dokument zitierte. Und Michael Baker International ist eines der größten Bauunternehmen für die US-Armee, das auch weltweit für US-Behörden tätig ist.
Das in dem Gebäude Spionage betrieben wird, diese Vermutung gibt es schon lange. Nun ist es einem Freund des Grün-Aufdeckers Peter Pilz gelungen, mit versteckter Kamera im 35. Stock zu filmen. Sechs Minuten ging das Unterfangen gut, bis die Sicherheitskräfte den Eindringling bemerkten und hinauswarfen.
Wirtschaftsspionage
"Es geht um Wirtschaftsspionage, politische Aufklärung und nebenbei auch um den Kampf gegen den Terror", sagt Pilz zum KURIER.
Durch ihn ist seit Kurzem auch bekannt, dass praktisch alle großen Datenleitungen der Telekom Austria abgesaugt werden, doch erst durch die Basisinformation der Spionage vor Ort in Wien können die riesigen Datenmengen sinnvoll durchsucht werden. "Sie richten die Antennen am IZD-Tower aus und saugen den Mobilfunk ab. Ziele sind Politiker, sensible Ämter, Journalisten und die Führungsetage von österreichischen Schlüsselunternehmen. Es geht ihnen vor allem um den technologischen Fortschritt", sagt Pilz. Das alles wisse er aus einem einschlägigen Wikileaks-Dokument (Stichwort: "Humint" oder "human intelligence").
Kein Ermittlungserfolg
Pilz sieht zwei große Probleme: Bis jetzt sei das BVT, (Verfassungsschutz) untätig gewesen. "Die hatten zur Spionage bisher keinen einzigen Ermittlungserfolg."
Schwerer wiege aber Österreichs Verpflichtung der UNO gegenüber: "Die Behörden sind verantwortlich für den vollständigen Schutz der UNO, auch vor Spionage. Das passiert aber nicht."
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