Stars & Stripes in Windsor: So bereitet sich England auf Trumps Besuch vor

Sternenbanner Fahne vor Schloss Windsor.
Fast täglich kommt der Brite Keith Hutton zum Frühstücken nach Windsor. So oft passierte er dabei das berühmte Schloss, dass es ihn schon lange nicht mehr in Staunen versetzt. Doch diese Woche kramte er – „wie ein Tourist“, sagt er und schmunzelt – sein Handy aus der Hosentasche. Soeben hievten Mitarbeiter von Flag Consultancy ungewöhnliche Fahnen in den Mast. Sie zeigten nicht, wie man es für Südengland vermuten würde, den britischen Union Jack, sondern den amerikanische Sternenbanner.
Von 17. bis 19. September wird Donald Trump – in unvorhergesehener Manier für einen US-Präsidenten – ein zweites Mal zum Staatsbesuch geladen. Nach Windsor, denn der Buckingham Palace, der gewöhnlich Schauplatz britischer Staatsempfänge ist, wird derzeit renoviert.
Konkret werden Donald und Melania Trump am Mittwoch von Prinz William und Prinzessin Catherine begrüßt und dann von König Charles und Königin Camilla offiziell empfangen werden. Dazu werden in Windsor wie in London königliche Salven abgefeuert. Am Nachmittag dürfte Trump das Grab von Königin Elizabeth in der
St. Georgs Kapelle besuchen, bevor ihm am Abend ein imposantes Staatsbankett unterbreitet wird.

In Windsor werden bereits US-Fahnen gehisst.
Charles macht Politik
Die Einladung war ein taktisches Ass, das Premierminister Keir Starmer während seines Washington-Besuchs im Februar – am Beginn der Zollverhandlungen – aus der Jackett-Innentasche zog. Trumps Vorliebe für das britische Königshaus ist bekannt und auch wenn es offiziell weder Palast noch Downing Street bestätigen würden, war auffallend, dass sich Trump Anfang Mai mit Großbritannien als erstes und kurzzeitig einziges Land auf einen Zoll-Deal einigen konnte.

Eigentlich ziemt es sich nicht für den britischen Monarchen, in politische Angelegenheiten einzugreifen: Der König regiert, heißt es. aber er herrscht nicht. Und doch sprechen die Briten beim
KURIER-Lokalaugenschein in Windsor ihre Verständnis aus. „Wenn jemand herrisch wie Donald Trump ist, ist mir jedes Mittel der Einflussnahme recht“, meint Keith Hutton. Heather Kimberley sieht das genauso: „Wenn es dem Land etwas bringt, wieso nicht?“ Trumps ungewöhnliche Art zu regieren, meint Lisa Fernby, habe eben auch „die politischen Spielregeln verschoben“.
Briten sind skeptisch
Dennoch: Freudig blickt keiner der Befragten dem Besuch entgegen: „Ein abscheulicher Mann“, sagt Anthony. „Widerlich“, pflichtet ihm Neill bei. „Anstatt ihn zu hofieren, sollten wir gegen ihn demonstrieren.“ 250.000 Personen gingen im Juli 2018 auf die Straße, als die damalige Premierministerin Theresa May Donald Trump für einen Arbeitsbesuch empfing. Zigtausende Briten äußerten ihren Protest, als Trump ein Jahr später für den offiziellen Staatsbesuch in den Buckingham Palace geladen wurde.

Rund 250.000 Menschen demonstrierten 2018 gegen den Besuch von Donald Trump.
Auch diesmal hat die Koalition „Stop Trump“ für 17. September eine große Demonstration geplant – allerdings wieder in der britischen Hauptstadt, nicht in Windsor selbst.
Aber auch ohne Protestkundgebungen wird Trumps Besuch für die Polizei in Windsor ein „signifikanter Einsatz“, bestätigte Inspektor Matthew Wilkinson der Thames Valley Police gegenüber britischen Medien.
Augen im Himmel
Für die Dauer des Besuchs wird die Polizei rund um die Uhr im Einsatz sein; schon ab Dienstag gibt es eine temporäre Beschränkung des Luftraums. Polizei-Drohnen werden als „Augen im Himmel“ fungieren, während alle anderen Drohnen oder kleinere Flugzeugen dem Schutzgebiet gesperrt sind.
„Es wird wieder nur so vor Männern in Anzügen und Earpieces wimmeln“, sagt Samantha Makenzi, die am späten Vormittag in Windsor mit ihrem Pudelmischling eine Runde dreht. „Und es werden wohl wieder jede Menge Absperrungen errichtet.“ Sie deutet auf weiße Bodenmarkierungen im Gras und seufzt: „Kein Vergleich zu Macron.“
Anfang Juli war der französische Präsident zum Staatsbesuch geladen gewesen.

Der französische Präsident Emmanuel Macron besuchte König Charles in Windsor.
„Er ist in einer Kutsche vorbeigefahren. Ganz viele Menschen waren am Straßenrand. Es war so eine leichte, beschwingte Stimmung“, erinnert sie sich.
Aus Sicherheitsgründen wird Donald Trump voraussichtlich mit dem Helikopter in Windsor ankommen und soll sich laut Buckingham Palace den ganzen Tag auf dem privaten Schlossgelände aufhalten.

Ein bisschen neugierig ist Keith schon.
Große Staatsbesuche oder Feierlichkeiten sind eigentlich die einzigen Tage, an denen der Brite Keith Hutton nicht zum Frühstücken nach Windsor kommt. „Dieser Trubel ist nichts für mich.“ Aber diesmal kann er sich den Besuch vielleicht doch nicht ganz verkneifen. Ein wenig neugierig auf Donald Trump wäre er schon.
Kommentare