Im Frühling kam es für die Paketzusteller wegen des ersten Lockdowns so richtig dick. Im zweiten Lockdown, in den zumindest auch teilweise die Weihnachtseinkaufszeit fällt, dürfte es aber noch dicker kommen.
Extrem gefordert
„Der erste Lockdown war ein Wahnsinn, die Paketzusteller waren extrem gefordert“, sagt Katarina Pokorny, Fachgruppenobfrau der Wiener Kleintransporteure. Die Leute hätten extrem viel im Online-Handel bestellt, die Fahrer seien unter großem Druck gestanden. Im Frühjahr waren 40 Prozent mehr Pakete auszuliefern gewesen, schätzt Pokorny. „Wenn die Geschäfte jetzt vor Weihnachten nicht aufsperren können, werden es sicher 50 Prozent oder mehr sein“, glaubt die Obfrau.
Zu den größten Auftraggebern gehören die Post, DPD, Amazon, GLS und UPS. Manche würden laut Pokorny starken Preisdruck auf die Fahrer, von denen ein großer Teil Ein-Mann-Unternehmer seien, ausüben. Wenn eine neue Vertragsverhandlung anstehe und ein Fahrer nicht eine niedrigere Entlohnung akzeptiere, sei er sofort weg vom Fenster. Dabei handelt es sich ohnehin um einen Knochenjob: „Zwar steigen die Umsätze, dafür sinken die Margen“, sagt Pokorny. Und die Margen waren noch nie besonders hoch.
Lasten selber tragen
Entscheidend ist, ob ein Fahrer als Selbstständiger fährt oder angestellt ist, sagt Silvia Hruska-Frank, Arbeitsrechtsexpertin der Arbeiterkammer Wien: „Angestellte fallen unter den Kollektivvertrag und haben eine Absicherung.“ Fahrer, die selbstständig unterwegs und von einem Auftraggeber abhängig seien, müssten die Lasten, die sonst der Arbeitgeber trage, selber stemmen. Dazu zählen unter anderem Sozialversicherungsbeiträge oder die gesamte Organisation der Fahrten.
Der Arbeitsalltag der Fahrer sieht daher oft nicht rosig aus. „Sie sind oft wahnsinnig getrieben“, sagt Hruska-Frank. Oft sei sehr viele Ware auszuliefern oder die Adressangaben schlecht. Arbeitszeitregeln würden für Selbstständige so gut wie keine gelten. Ein Zeichen dafür sei, dass man auch am Wochenende viele Lieferwagen sehe. „Der Ausbeutung ist damit Tür und Tor geöffnet“, sagt Hruska-Frank.
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