Letzte Momente der Unbeschwertheit vor der Beatlemania

Da ist diese Aufnahme von George Harrison. Ein noch etwas pickeliger Gerade-nicht-mehr-Teenager. Es hat etwas Rührendes, wie der 20-Jährige seinen von einer Bikini-Schönheit gereichten Drink in die Hand nimmt, sonnenbebrillt, als würde er das Starsein gerade erst lernen und noch saucool finden. Auf anderen Fotografien hat er schon seinen vermeintlich schüchternen, tatsächlich wohl skeptischen Blick, als wüsste er, was auf die Beatles zukommen würde.
Anders John Lennon, leicht baby-speckig noch, im Wasser planschend, ständig grinsend. Auch dem sichtlich um Coolness bemühten Ringo kommen Grinser aus, das Leben scheint gerade noch leicht zu sein für die Beatles, auch für Manager Brian Epstein, hier ausnahmsweise nicht im Anzug, obwohl er auch in Badehose wie ein Sir aussieht.
Es ist Februar 1964, die Beatles sind zum ersten Mal in den USA und treten in der Ed-Sullivan-Show auf, anschließend genießen sie ein paar freie
Tage in Miami. Sie sind immer noch vier Burschen aus Liverpool, das Wetter des englischen Nordens gewohnt. Freizeitkleidung besitzen sie nicht, in Miami tragen sie vom Hotel zur Verfügung gestellte Frotteejacken.
Vor dem Sturm
Sie wirken nicht, als wären sie drauf und dran, die berühmtesten Menschen der Welt zu werden, ständig im Auge des selbst ausgelösten Sturms, besser, in den „Augen des Sturms“, wie ein nun veröffentlichter Bildband heißt, der 275 von Paul McCartney aufgenommene, bisher unbekannte Fotografien zeigt. Sie dokumentieren auf sehr persönliche Weise die Zeit um 1963/1964, als in Großbritannien und bald weltweit die Beatlemania ausbrach, oder wie McCartney es ausdrückt, „die Hölle losbrach.“
Repräsentativ dafür ist das Bild, das den Titel des Buches prägt: McCartney hat es in der West 58th Street in New York aufgenommen, als die Beatles vom Plaza Hotel abgeholt und von einer Meute verfolgt werden. „Wir sind vor ihnen davongelaufen. Das ist typisch für das, was uns in dieser Zeit ständig widerfahren ist. Durch genau diese Verfolgungsjagden gerieten die Beatles ins Zentrum des Sturms. Diese rennenden Menschen, eigentlich sind sie die Augen des Sturms.“Barbara BeerBis 1. 10. sind die Bilder in der National Portrait Gallery in London zu sehen.
In Wien zeigt das Westlicht noch bis 6. 8. eine Beatles-Fotoschau. Im Fokus steht die Deutschlandtour 1966.
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