Kann Kamala Harris gewinnen? Jetzt erst kommt der wahre Härtetest

Kamala Harris beim Parteitag der Demokraten in Chicago
Ist es zu fassen? Donald Trump überlebt vor nicht einmal sechs Wochen buchstäblich um Haaresbreite ein Schussattentat – und kein Mensch spricht mehr darüber. Die ersten Tage nach der Attacke schien dem Präsidentschaftskandidaten der Sieg bei den Wahlen im Herbst nicht mehr zu nehmen, die Republikaner hofften auf eine Solidaritätswelle.
Doch dann kam alles anders: US-Präsident Joe Biden zog nach den Unglück verheißenden Umfragewerten zurück und überließ Kamala Harris den Spitzenplatz der Demokraten im Rennen um das Weiße Haus.
Die seither wogende Welle der Euphorie, die Harris und ihr „Running Mate“ Tim Walz mit neuem, optimistischem Wahlkampfstil losgetreten haben, sollte nicht darüber hinwegtäuschen:
Der Weg bis zum Urnengang am 5. November ist noch weit und der Sieg für das jetzt so gefeierte Demokraten-Duo längst nicht in der Tasche. Dafür reichen keine bundesweiten Umfragen, die für die Ex-Staatsanwältin aus Kalifornien mittlerweile einen kleinen Vorsprung vor Donald Trump ausweisen.
Jetzt erst kommt der wahre Härtetest.
Gemeint sind dabei nicht die rüden Angriffe aus dem Trump-Lager. Bösartige Attacken unter die Gürtellinie gehören in den USA zur Wahlkampfkultur. Dass der Ex-Präsident Harris wahlweise als „dumm“, „verrückt“, „linksradikal“ oder „nicht echt schwarz“ beschimpft, regt unter den Demokraten kaum jemanden auf.
Im Gegenteil, die Harris-Anhänger sehen in Trumps Wüten pure Hilflosigkeit: Seine Beleidigungen gehen ins Leere, ein Rezept gegen die elektrisierende Wirkung des fröhlichen Harris-Stils hat der Ex-Präsident noch nicht gefunden.
Wo aber liegt die wahre Achillesferse der Präsidentschaftskandidatin? Jubel bei Harris’ wichtigster Rede beim Parteitag der Demokraten in Chicago ist und war Kamala Harris sicher. Sehr viel schwieriger wird da schon ihr TV-Duell gegen Trump im September werden.
Die Inflation, die Migration
Doch das Wichtigste: Will sie die erste Präsidentin der USA werden, muss sie das Herzland Amerikas erreichen. Die Menschen im mittleren Westen, die über viel zu hohe Lebensmittelpreise stöhnen und sich kaum noch die Miete leisten können. Die um ihre Jobs und ihren hart erkämpften Wohlstand fürchten und ein Ende der illegalen Zuwanderung sehen wollen. Sie, die Menschen in der geografischen und politischen Mitte Amerikas, werden den Ausschlag geben, wer ins Weiße Haus einzieht.
Zündet Harris auch bei ihnen, hat sie Siegeschancen. Folgen sie aber der anschwellenden republikanischen Erzählung, wonach die Vizepräsidentin, die ja schon die letzten vier Jahre an der Macht war, an der illegalen Migration und der hohen Inflation schuld sei, hat Donald Trump einen mächtigen Trumpf in der Hand.
Schweres Gepäck, das Kamala Harris nicht leicht loswerden dürfte.
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