Porsche: Den Taycan killt so schnell keiner

Porsche: Den Taycan killt so schnell keiner
Unkenrufen über die deutsche Autoindustrie zum Trotz: den Porsche Taycan 4S killt so schnell keiner. Ein Testbericht über die Höchstleistungen des Elektrosportlers aus Zuffenhausen

Es ist bemerkenswert, wie die deutsche Presse über die deutsche Autoindustrie schreibt. Lange schon ist der Stolz darauf verloren gegangen. Lange schon überwiegt die Kritik an der Schlüsselindustrie. Und auch wenn es viel zu kritisieren gibt – man darf das letzte Fünkchen Patriotismus schon vermissen. Denn: Die deutsche Autoindustrie ist immer noch eine Macht, das sind hunderte Unternehmen, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von gut 564 Milliarden Euro erwirtschafteten und direkt rund 780.000 Personen beschäftigen. 

Und so schrieb die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung über „Chinas Taycan-Killer“. Der Xiaomi SU7 als mächtige Konkurrenz. Der Wagen sehe verdächtig nach Porsche Taycan aus. Karosserieform, Fahrleistung und Ladedauer seien auf dem Niveau der Stuttgarter Edelmarke. Sogar einen Nürburgring-Rekord ist man mit einem Xiaomi (Prototyp) gerade eingefahren. Nur beim Preis würden sich die Geister scheiden: ab 28.000 Euro ist der Xiaomi (in China, bei uns noch nicht) zu haben, für den Porsche Taycan geht’s in Österreich ab 104.000 Euro los. 

Was man für den Temu-Preis in Europa wirklich bekommt, können wir erst sagen, wenn das Auto hier aufgeschlagen ist. Was man für den Premium-Preis des Taycan erhält, hingegen schon: höchste Sportwagen-Güte, allerfeinste deutsche Ingenieurskunst. Selbst die Auto Bild, die den Taycan 100.000 Kilometer im Langzeitdauertest fuhr, spendete dem Auto viel Lob: „Nichts knistert, Innenraum und Sitze verströmen immer noch Neuwagenflair. Antrieb, Bremse und Fahrwerk gehen ihren Aufgaben mit präziser schwäbischer Gründlichkeit nach. Dazu kommt ein traumhaftes Fahrverhalten." Oder: „Dank Luftfahrwerk verbindet er enormen Fahrkomfort mit agilem Handling. Daran können auch die beachtlichen 2,3 Tonnen Leermasse nichts ändern."

Porsche: Den Taycan killt so schnell keiner

Eine wuchtige Erscheinung, die sich präzise und sportlich lenken lässt. Auch dem Kind gefällt das Porsche-Fahrgefühl (kleine Fotobombe im Wageninneren).

Harte Fakten

Auch wir fuhren neulich den Porsche Taycan 4S, Modelljahr 2025, eisgraumetallic, satt ausgestattet. Die wichtigsten Kennzahlen im Überblick: 380 kW (517 PS), 598 PS im Overboost-Modus bei Launch-Control, 710 Newtonmeter Drehmoment, von 0 auf 100 km/h in 3,7 Sekunden, Durchzugsgeschwindigkeit von 80 auf 120 km/h in 2,1 Sekunden. Die Reichweite des 105-kWh-großen Akkus liegt kombiniert bei 624 Kilometer, innerorts würde es der Taycan auf über 700 Kilometer schaffen. Maximale Ladegeschwindigkeit: 320 kW, das ist von 10 auf 80 Prozent in 18 Minuten. 

Das Porsche-Fahrgefühl präzisiert

So viel zu den Fakten, die eine klare Sprache sprechen. Beim Taycan (2025) ist die Technologie klarerweise auf dem neuesten Stand, die Kraft atemberaubend, das Handling ein präzises Kinderspiel. Da muss sich der Xiaomi anhalten. Ein Beispiel für die Premium-Klasse des Porsche: Das Kurvenverhalten. Man hat das Gefühl, der Taycan duckt sich in die Biegung. Möglich macht das die Luftfederung Active Ride. Das straffe Sportfahrwerk ist bei allen Taycans serienmäßig und hält den Aufbau immer in der Horizontalen – auch bei ambitionierten Brems-, Lenk- und Beschleunigungsvorgängen. Das geht so weit, dass der Taycan Wank­bewegungen in Kurven nicht nur ausgleicht, sondern sie überkompensiert. Er neigt sich in die Kurve hinein, bleibt in Bodennähe und damit immer maximal steuerbar und ruhig auf der Straße. Auch beim Beschleunigen und Bremsen wirkt dieses System. Statt sich beim Beschleunigen vorne zu heben, macht der Taycan genau das Gegenteil, er senkt die Front ab und hebt das Heck. Das sorgt für unerreichte Laufruhe, für maximale Kontrolle und Fahrspaß. 

Im Interieur hat Porsche seine Handschrift kaum verändert. Das Anzeige- und Bedienkonzept ist leicht überarbeitet, immer noch klassisch Porsche, die Screens sind eher klein gehalten, die Nutzeroberfläche bekam zusätzliche Funktionen. Besonders nett: Für den Beifahrer gibt es ein Display, das Streamen von Videoinhalten auch während der Fahrt erlaubt (der Fahrer kann sie aber nicht sehen).

Porsche: Den Taycan killt so schnell keiner

Wuchtige Erscheiung, klare Linien: kein Firlefanz beim Taycan, nur kräftiges Erscheinungsbild

Wir hatten mit dem Taycan nur ein einziges Thema: seine wuchtige Erscheinung. Sie fällt auf, sie zieht Blicke an sich. Die Abmessungen sind, mit knapp fünf Meter Länge und knapp 2,14 Meter Breite (inkl. Spiegel), keine Innenstadt-Gaudi. Und auch auf Wiener Schienenstraßen hat man mit diesen Abmessungen seine Not. Wir mussten mit zwei Rädern auf dem Gehsteig parken, um die Straßenbahn nicht zu behindern (es waren nur 8 Minuten Kind-zur-Schule-bringen), was prompt zu einem Strafzettel führte (verdient!, muss man sagen). Hingegen fallen die 2,2 Tonnen bei dieser Systemleistung nicht ins Gewicht.

Fazit: Den Taycan killt so schnell keiner. Da hat Zuffenhausen alles hineingepackt, was die Konkurrenz erblassen lässt. Noch eins draufgesetzt, auf den ohnehin schon sehr ausgereiften Elektrosportwagen. An dieses Porsche-Fahrgefühl – straff, präzise, leichtgängig, sportlich, agil – muss mal jemand heranfahren. Und der Porsche-Preis? Der spiegelt Handwerkskunst, Ingenieurskönnen, hohe Qualität, faire Gehälter und europäische Standards wider. 

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