Stadt neu denken

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Jeder will mobil sein, und das auf eigene Art. Möglichst schnell unterwegs und möglichst flexibel.

Rot ist nicht gleich Rot, titelte der KURIER diese Woche und spielte auf neue Verkehrsregeln an. An 170 Kreuzungen in Wien dürfen nämlich Radfahrer nun auch bei Rot rechts abbiegen. Und da wiederum sehen andere Verkehrsteilnehmer rot. Denn die Lage wird zunehmend unübersichtlich.

Die Zahl der Verkehrsteilnehmer steigt mit zunehmender Bevölkerungszahl. Und die moderne Welt und ihre Bewohner wollen es, dass nicht mehr nur Fußgänger, Autofahrer, Radfahrer und Öffis unterwegs sind, sondern auch Rollerfahrer, Scooterfahrer, Motorräder, 125er-Roller, Lastenräder, Verbrenner-Fahrzeuge (die, die man hört) und Elektro-Gefährte (die, die man nicht hört). Das ergibt eine Gemengelage, die zu gegenseitigem Unverständnis bis hin zur Aggressivität führt. Da sausen Kleinkinder mit Tretrollern über Gehsteige und Radwege; da liefern E-Mopeds ihre Essensbestellungen aus und fahren dabei kreuz und quer; da zwängen sich riesige SUV durch kleine Innenstadtgassen; da gibt es auch noch die Fußgänger, die von allen Seiten bedrängt werden. Jeder will mobil sein, und das auf eigene Art. Möglichst schnell unterwegs und möglichst flexibel. Individuell und manche auch noch egoistisch. Nur geht sich das auf dem beschränkten Platz einer Stadt alles nicht mehr aus.

Und jetzt? Müssen die Stadtplaner und Stadtregierungen her und mutige Entscheidungen treffen. Wir brauchen Konzepte, die für alle tauglich und zukunftsweisend sind. Eine Stadt mit weniger Verkehr? Ja, bitte. Mehr Raum für die Menschen? Ja. Weniger Lärm? Herrlich. Schnelle Öffis? Notwendig. Strenge Regeln für alles, was mobil ist? Her damit. Stellen Sie sich vor, Sie treten mitten in Ihrer Stadt vor die Türe und hören – nichts. Nur Stille und Vogelgezwitscher. Wie am Sonntag, um 5 Uhr früh. Erstrebenswert? Allemal!

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