E-Auto laden und Notstrom bunkern: Zendure SuperBase im Praxistest

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Wie das erste mobile Back-up-System mit Feststoff-Batterie funktioniert. Und warum es kein Italienisch versteht

Es klingt zu schön, um wahr zu sein. Ein mobiles Heim-Energiesystem das mit Solarstrom geladen werden kann, als Rückfallsebene beim nächsten Stromausfall dient und bei Bedarf auch noch das E-Auto füttert, ohne auf Strom aus der Steckdose angewiesen zu sein.

Zusätzlicher Bonus-Punkt: Durch die erstmalige Verwendung einer Semi-Solid-State-Batterie (Feststoffbatterie) in so einem portablen Heim-Energiesystem entfällt auch weitgehend das Brandrisiko von Lithium-Ionen-Akkus. Und die Lebensdauer wird mit 10 Jahren angegeben.

Soweit die Eckdaten der neuen Zendure SuperBase V, eines portablen Heim-Energiesystems mit einer Basis-Kapazität von 6,4 kWh, die durch Module auf bis zu 64 kWh erweiterbar ist. Aufgeladen wird entweder an der Heimsteckdose, an Ladestationen für E-Autos oder via Solarstrom. Wobei der sowohl von fixen Anlagen etwa auf dem Hausdach kommen kann, als auch von einem mobilen Solarpanel mit 400 Watt Leistung.

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Zendure SuperBase V6400 geladen durch das faltbare 400-Watt-Solarpanel

Als Anwendungsgebiet der SuperBase V sieht Hersteller Zendure, ein im Silicon Valley in den USA und in Chinas Greater Bay Area beheimatetes Start-up neben der Absicherung von Smart Homes vor Stromausfällen und dem Laden von E-Autos auch die ortsunabhängige Stromversorgung von Camping- und Outdoor-Fans.

Ein Selbsttest einer SuperBase V6400 mit zusätzlicher Satelliten-Batterie B6400 und einem mobilen 400-W-Solarpenel sollte zeigen, wie mobil das System tatsächlich ist und wie es als Ladegerät für E-Autos verwendet werden kann.

Erste Zweifel an der Mobilität nährte das Auspacken der drei via Speditions-Lkw mit Ladekran angelieferten Elemente. Wiegt doch die Hauptstation alleine schon stolze 59 kg. Aber auch die 46 kg wiegenden Satelliten-Batterie wuchtet man kaum alleine aus der Schachtel. Lediglich das faltbare Solarpanel lässt sich relativ einfach an seinen jeweiligen Bestimmungsort tragen. Aufgestellt kann es dank ausklappender, mit Klettverschluss fixierbarer Stützen sehr einfach und schnell werden.

Aufladen

Ist die Satelliten-Batterie erst einmal auf die Basisstation gewuchtet und mit dem mitgelieferten Kabel verbunden, kann das ganze System mit einem ausfahrbaren Griff in Bewegung gesetzt werden. Unterstützung kommt notfalls durch den elektrischen Antrieb der beiden Hinterräder.

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An dem ausfahrbaren Griff kann die Station gezogen werden

Ein befestigter Untergrund ist dennoch empfehlenswert, soll der dann über 100 kg wiegende Batterie-Block zu seinem Einsatzort bewegt werden. Der liegt während der Ladezeit in der Nähe des sich idealerweise der Sonne entgegenstreckenden Solarpanels. Soll möglichst schnell der volle Stromvorrat aufgebaut werden, muss die SuperBase V samt Satellitenbatterie jedoch in die Nähe einer E-Ladestation kommen. Dort können aber dann bis zu 5,9 kWh in nur einer Stunde nachgeladen werden.

Wird wie im vorliegenden Fall nur mit einem der 400-Watt-Solarpanele geladen, dauert das naturgemäß länger. Es können jedoch mehrere der mobilen Panele gleichzeitig verwendet werden. Ebenso übrigens wie Fremdprodukte mit 12V bis 150V. Maximal kann so eine Ladeleistung von 3.000 W erreicht werden, womit die Basisstation in rund 3 Stunden voll aufgeladen werden kann.

Entladen

Ist einmal ausreichend Strom gebunkert, kann angesteckt werden. Im aktuellen Fall ging es vor allem darum, die Eignung der Zendure SuperBase V6400 als Stromquelle für das Laden von E-Autos zu testen. Dabei gab es unterschiedliche Ergebnisse.

- Bei einem MG ZS EV hat es problemlos geklappt, den Strom aus der SuperBaseV via AC-Kabel in den Akku des Autos zu liefern. Die beiden Chinesen verstanden sich auf Anhieb und der Ladevorgang setzte nach kurzer Kommunikation der jeweiligen Algorithmen problemlos ein.

- Beim zweiten Kandidaten, einem Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid, scheiterten sämtliche Versuche, Strom aus der SuperBase V in die Batterien des Alfa zu lenken. Selbst die via Bordcomputer gegebene Möglichkeit, die Ladeleistung zu reduzieren, endete mit der Meldung, man solle die Energiequelle checken. Dass es in dem Fall nicht am Auto lag, bewies ein Ladeversuch an einer normalen Haushaltssteckdose, der problemlos gelang.

Eine Anfrage bei Zendure, woran es liegen könnte, dass zwar ein MG geladen werden kann, ein Alfa Romeo aber nicht, brachte folgendes Statement: "Laut R&D-Team verfügt der Alfa Romeo Tonale Plug-in-Hybrid über eine andere Kommunikationsweise, weswegen die Kommunikation mit der SBV nicht geklappt hat. Zur Überbrückung dieser Kommunikationsschwierigkeiten gibt es sogenannte „Neutral Ground Bonding Plugs“.

In anderen Worten: Die beiden Chinesen sprechen die selbe Sprache, für den Italiener braucht es einen virtuellen Dolmetscher.

Rasenmäher und Staubsauger

Kein Sprachproblem hatten andere Abnehmer, die ebenfalls testweise an eine der vier Steckdosen der Basisstation gekoppelt wurden.So ließen sich sowohl Akkus von Gartengeräten wie auch Nass-Sauger oder ein elektrischer 1.300-Watt-Vertikutierer problemlos von der SuperBase V versorgen. Letztlich kein Wunder, ist die sie doch darauf ausgelegt, bis zu 3.800 Watt Leistung zu liefern.

Was das System dann zum Kippen brachte, ist noch Gegenstand von Ermittlungen. Fest steht, dass die zweite Versuchswelle nach mehreren Tagen, an denen nur via Solarpanel nachgeladen wurde, im Sand verlief. Nach kurzer erfolgreicher Leistungsabgabe (wieder an den MG ZS), verweigerten die AC-Steckdosen an der Basisstation nachhaltig den Dienst. Das Ergebnis - eine zu gut 70 % mit schönstem Sonnenstrom gefüllte Batterie-Kombi aus Basisstation und Satellit behielt diesen konsequent für sich - will man sich in einer abgelegenen Almhütte oder bei einem flächendeckenden Stromausfall lieber nicht vorstellen.

Kein Schnäppchen

Wen solche Kinderkrankheiten nicht abschrecken, der hat allerdings noch einen entscheidenden Punkt zu verdauen, bevor er sich mit einer SuperBase V zumindest teilweise unabhängig vom Stromnetz macht. Und das ist der Preis.

Alleine für die Basisstation Superbase V6400 werden derzeit rund 7.300 € fällig. Kombiniert mit einer der Satellitenbatterien als Speichererweiterung macht das dann schon rund 12.000 €. Und für das mobile 400-Watt-Solarpanel sollten zusätzlich rund 1.100 € einkalkuliert werden.

Die gesamten technischen Möglichkeiten des Systems auszunutzen und durch die Kombination von zwei Basisstationen mit je 4 Satellitenbatterien insgesamt 64 kWh Kapazität aufzubauen, verlangt schon ein Spielkapital von rund 60.000 €.

Dafür lassen sich dann mit einer kombinierbaren Wallbox zwei E-Autos gleichzeitig aufladen. Und wird der gespeicherte Inhalt des gesamten Packages ausschließlich dafür verwendet, kann ein Tesla Model 3 vollständig aufgeladen werden.

Auch mitten im größten Blackout.

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