Vom Zweckauto zum Verkaufsschlager: Warum Škoda den Automarkt erobert

Das Skoda-Logo auf der Motorhaube eines grünen Autos.
Der tschechische Hersteller erlebte 2025 ein echtes Erfolgsjahr. Wer und was steckt hinter dem steilen Kurs bei Škoda?

Für viele Jahre haftete Škoda ein Image an, das kaum glamourös war. Die Autos aus dem tschechischen Mladá Boleslav galten als preiswert, praktisch, aber unerquicklich. Wer einen Škoda fuhr, entschied sich (im Einklang mit den Markenwerbungen der Zeit, siehe Video) bewusst gegen Prestige und für Ehrlichkeit, Bescheidenheit und Vernunft. Die Marke befand sich oft im Schatten der großvolumigen Marken Volkswagen, Audi und Seat und wurde als verlängerte Werkbank des Konzerns wahrgenommen. Heute ist dieses Bild kaum noch haltbar.

Škoda ist längst mehr als eine günstige Alternative. Die Marke gehört zu den erfolgreichsten Autoherstellern Europas, führt in mehreren Märkten die Verkaufsstatistiken an und ist innerhalb des Volkswagen-Konzerns zu einer tragenden Säule geworden. Der Weg dorthin war das Ergebnis einer strategischen Neuausrichtung, die früh begonnen hat, konsequent verfolgt wurde und am Ende dieses Jahres in Rekordzulassungszahlen, einer breiten Modellpalette und Spitzenpositionen auf den europäischen Märkten fruchtete – dazu später mehr.

Breite statt Nische

Das laufende Modelljahr markiert für Škoda eine Phase der Verdichtung. Bestehende Bestseller wie der Superb, Fabia oder Kodiaq wurden weiterentwickelt, neue Modelle gezielt ergänzt. Der Octavia bleibt zulassungstechnisch das wichtigste Einzelmodell und prägt das Markenbild weiterhin.

2025 tragen aber vor allem die neuen Elektro-SUVs den Erfolg des Herstellers. Der Enyaq zählt laut Škoda 2025 zu den meistzugelassenen Elektroautos in Europa und sichert dem Hersteller stabile Stückzahlen im E‑Segment. In den ersten neun Monaten des Jahres erreichte das Modell den sechsten Platz unter allen europäischen batterieelektrischen Fahrzeugen. In mehreren Märkten, darunter Deutschland, Österreich, Finnland und Tschechien, gehört der Enyaq laut Herstellerangaben zu den drei meistverkauften Elektrofahrzeugen. Neu hinzu kommt auch der Elroq, ein kompakteres SUV, mit dem die Marke ihr Angebot nach unten diversifiziert. Der Elroq wurde bereits für die Wahl zum "Car of the Year 2026" nominiert und zählt so zu den Aushängeschildern des Modelljahres. Parallel dazu entwickelt der Hersteller seine bestehenden SUV-Baureihen weiter: Kodiaq, Karoq und Kamiq bleiben feste Größen im Programm und decken mehrere SUV-Klassen ab.

Für die kommenden Jahre plant der Hersteller eine Reihe neuer Modelle, die das elektrische Portfolio erweitern und verschiedene Fahrzeugsegmente abdecken sollen. Dazu zählen der kompakte Epiq als Einstiegs‑Elektro‑SUV ab Mitte 2026, der vollelektrische Kombi Vision O als Studie mit Fokus auf Alltagstauglichkeit und minimalistisches Interieur sowie der siebensitzige SUV Vision 7S, der ebenfalls 2026 in Serie gehen, größere Fahrzeugklassen erschließen und das neue Erscheinungsbild der Marke festigen soll.

Der neue Skoda Vision O.

Der neue Skoda Vision O.

Das neue Skoda Epiq Showcar.

Der neue Skoda Epiq.

ŠKODA VISION 7S

Der Škoda Vision 7S.

Modern Solid

Hinter dem neuen Erscheinungsbild steht ein klar definierter Gestaltungsanspruch. Škoda fasst ihn unter dem Begriff "Modern Solid" zusammen. Das Design soll mit klar gegliederten Scheinwerfern, Kühlern und Karosseriestrukturen deutlich robuster wirken, ohne wuchtig zu sein, und modern, ohne modischen Übertreibungen zu folgen. Gleichzeitig rückt die Alltagstauglichkeit stärker in den Fokus: Gute Übersicht, klare Bedienflächen und eine reduzierte Formensprache sollen die Fahrzeuge leicht verständlich machen. Parallel dazu erhielt die Marke 2025 ein neues Erscheinungsbild ihres jahrzehntelang unveränderten Logos. Statt des klassisch-runden Logos mit geflügeltem Pfeil in grün und weiß ziert nun ein moderner Schriftzug Motorhauben und Heckklappen der Modelle.

Verantwortlich für diese Linie ist Chefdesigner Oliver Stefani, der den gestalterischen Wandel der Marke schon seit mehreren Jahren prägt. Als Inspirationsquelle für die neue Designsprache nannte er unter anderem den Helm der Star Wars-Figur "The Mandalorian": eine geschlossene, schützende Form mit klarer Kante und hoher Wiedererkennbarkeit. Dieses Motiv findet sich vor allem in der Frontgestaltung wieder, etwa in der Lichtsignatur und den abgegrenzten Karosserieelementen.

Nahaufnahme der Frontpartie eines grünen Škoda Enyaq New Elektroautos.

Die überarbeitete Frontpartie der elektrischen SUV-Modelle steht symbolisch für die neue "Modern Solid"-Designsprache des Herstellers.

Simply Clever, immer schon

Um die heutige Position der Marke zu verstehen, lohnt sich der Blick zurück. Škoda gehört zu den ältesten Automarken der Welt. Die Wurzeln reichen bis ins Jahr 1895, als die Ingenieure Václav Laurin und Václav Klement in Tschechien mit dem Fahrzeugbau begannen. Nach Jahrzehnten unter staatlicher Führung in der Tschechoslowakei folgte Anfang der 1990er-Jahre der entscheidende Einschnitt.

Nach dem Ende des Ostblocks suchte Škoda internationale Partner und fand bei Volkswagen einen Abnehmer. Der Wolfsburger Konzern übernahm schrittweise die Kontrolle und modernisierte Technik, Fertigung und Qualitätsstandards. In den ersten Jahren blieb Škoda bewusst einfach positioniert. Modelle wie Felicia und der erste Octavia wurden vor allem als zuverlässig, geräumig und günstig ausgeschrieben. Das Konzept legte den Grundstein für den späteren Erfolg. Während andere Marken in erster Linie auf Image und Emotionen setzten, baute Škoda unter dem Slogan "Simply Clever" systematisch Vertrauen und Anspruch auf.

Ein zentraler Baustein von Škodas Marktstrategie war und ist nach wie vor die Preis-Leistungs-Positionierung. Die Marke legt traditionell Wert darauf, Fahrzeuge mit breiter Ausstattung und hohem Nutzwert zu günstigen Preisen anzubieten. Diese Ausrichtung wird regelmäßig in Publikumswahlen bestätigt: So wurde Škoda 2025 vom Schweizer Automagazin "Auto Illustrierte" bereits zum 21. Mal in der Kategorie "Bestes Preis-Leistungs-Verhältnis" ausgezeichnet. Auch in Österreich liegen die Einstiegspreise für neue Škoda-Modelle im unteren bis mittleren Segment des Neuwagenmarkts: Der Kompaktwagen Fabia beginnt bei 18.960 Euro, der Klein-SUV Kamiq bei 26.590 Euro, der Octavia bei 30.630 Euro, und selbst die neuesten Elektro-Modelle wie der Elroq starten bei vergleichsweise günstigen 33.090 Euro.

Der Erfolg in Zahlen

Der wirtschaftliche Aufstieg von Škoda lässt sich in klaren Zahlen ablesen. Nach Jahren kontinuierlichen Wachstums steigerte der Hersteller seine weltweiten Fahrzeuglieferungen 2024 laut eigenen Angaben um 6,9 Prozent auf 926.600 Einheiten, trotz eines sich wandelnden Gesamtmarkts und regional sinkender Nachfrage. Die Octavia-Baureihe blieb mit rund 215.700 ausgelieferten Fahrzeugen das meistverkaufte Modell, gefolgt von den SUVs Kamiq und Kodiaq. In Westeuropa, darunter Deutschland, Großbritannien und Spanien, verzeichnete Škoda deutliche Zuwächse.

Im laufenden Jahr setzt Škoda den Aufwärtstrend fort. In den ersten neun Monaten 2025 wurden laut eigenen Angaben 765.700 Fahrzeuge weltweit ausgeliefert, ein Plus von 14,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Europa bleibt der wichtigste Absatzraum: 409.100 Auslieferungen entfielen auf den Kontinent, ein Zuwachs von mehr als zehn Prozent. In Deutschland entfielen davon rund 100.700 Fahrzeuge, während andere Länder wie das Vereinigte Königreich, Spanien und Frankreich ebenfalls zweistellige Zuwächse meldeten.

In Österreich zeigt sich der Erfolg ebenfalls deutlich: Škoda lieferte laut Statistik Austria in den ersten elf Monaten 28.345 Fahrzeuge aus, ein Plus von rund 20,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein Hinweis auf die starke Nachfrage im Binnenmarkt. Hierzulande bleibt der Hersteller mit einem Marktanteil von 10,8 Prozent hinter Volkswagen auf Platz zwei.

Die Dynamik bestätigt sich auch in Deutschland: Von Jänner bis November 2025 verzeichnete Škoda laut der deutschen Presseabteilung 208.521 Neuzulassungen, ein Plus von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr, und erreichte einen Marktanteil von etwa acht Prozent. 

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