Seat: „Wir müssen weiter vorausdenken“
Trotz der Corona-bedingten Schwierigkeiten ist Seat auf dem heimischen Markt flott unterwegs. Heuer brachte man den neuen Leon und den aufgefrischten Ateca und das neue SUV Cupra Formentor wird ab Herbst das Portfolio ergänzen. Die Spanier haben bei uns nach wie vor einen Marktanteil von sieben Prozent. Und in Wien-Auhof hat Seat im Sommer die Hola! Tapas Bar eröffnet.
KURIER: Seat hat die MO-Abteilung für Mobilitätslösungen ins Leben gerufen und nun Elektroroller zum Mieten in Barcelona ausgerollt. Ist geplant, das auf andere Städte auszuweiten?
Wurm: Es gibt schon das Vorhaben, dass man das auf andere Länder ausweitet. Wir haben ja unseren E-Roller in zwei Varianten, die eine ist die zivile Version, die andere fürs Sharing. Wir werden diesen Roller im Frühjahr nächsten Jahres auch in Österreich einführen und sicher ist, dass das Porsche Wien Liesing macht, weil man dort ja auch schon über Ducati die Zweiradkompetenz hat. Der Markt für E-Roller steigt am stärksten in Wien und wir werden das sukzessive ausrollen. Auch bei unseren eKick-Scootern haben wir gute Verkaufszahlen.
Heißt, als Hersteller muss man auch für andere Mobilitätskonzepte offen sein?
Wenn man in dem Spiel der Mobilität drinnen bleiben will, braucht man ein umfassendes Mobilitätskonzept für den Kunden. Da tut man sich mit Seat und Cupra leichter, weil man eine junge Kundschaft hat, die dafür aufgeschlossener ist.
In Österreich gibt es den Mii electric mit einer ÖBB-Jahreskarte.
Ich glaube, wir müssen die Betonfraktion aufgeben und ein bisschen weiter vorausdenken. Ein sinnvolles Elektroauto ist nicht riesig, sondern klein und es fährt in der Stadt. Und das sinnvolle Verkehrsmittel von Wien nach Salzburg ist wahrscheinlich der Zug. Ich persönlich halte die Idee des 1-2-3-Tickets der Regierung für was G’scheites. Und frage: Kann man das nicht mit dem Auto verbinden? Das ist das, was ich mir selber wünsche. Man muss nur Elektromobilität leistbar machen, wir sehen das beim Mii – wenn man den richtigen Preis hat, kaufen das die Leute wie wild. Dazu gehört natürlich, dass man auch nicht immer besitzen muss. Das wäre die Mo-Idee bei Seat.
Warum gibt es bislang so wenige, kleine und leistbare E-Autos?
Weil die vom Hersteller hochsubventioniert sind. Wenn es ein „normales“ Elektroauto ist, sind wir bei 30.000 Euro. Ein normaler Benziner-Leon wird gekauft um 20.000, weil viele Kunden vielleicht nicht mehr Geld ausgeben können. Da haben wir schon noch ein paar Aufgaben. Jetzt ist es bisschen leichter mit der staatlichen Förderung, die hat aber mittlerweile wieder eine ziemliche Komplexität erreicht, da könnte uns die Politik schon manchmal helfen.
Eine Möglichkeit, die Emissionen zu reduzieren, wäre der Einsatz von Erdgas-Autos. Warum setzt sich das bei uns nicht durch?
Weil es nicht gefördert wird. Im Prinzip werde ich bestraft, wenn ich heute ein CNG-Auto habe. Würde ich mein CNG zu 100 Prozent aus Biogas herstellen, muss ich trotzdem alle steuerlichen Abgaben zahlen. Dazu kommt der Preisnachteil, dass Biogas in der Herstellung mehr kostet als Erdgas, das aus Russland kommt. Steuerlich hab ich keinen Vorteil, außer dass das Auto weniger emittiert und weniger NoVA hat. Ich habe aber keinen Vorteil bei einer Vorsteuer, keinen Sachbezugsvorteil und keinen Vorteil bei der motorbezogenen Versicherungssteuer und deswegen reden alle über Elektro.
Dabei wären Erdgasautos günstiger zu realisieren als E-Autos ...
Ich finde es schade, denn man könnte -neutral CNG erzeugen und hat nicht den Nachteil, dass man schon bei der Produktion so viel verbraucht wie bei einem Elektroauto. Der entscheidende Vorteil: Jeder, der ein Benzinauto im Programm hat, kann mit überschaubarem Aufwand auf ein Erdgasauto umbauen. Wenn ich die Autos teurer mache – und über elektrisch werden sie teurer – was macht denn der Konsument? Der kauft sich nicht sofort ein neues Elektroauto, wenn er das Geld nicht hat, der fährt seinen Alten noch länger. Man sieht, dass die Behaltedauer steigt, dann haben wir aber den gegenteiligen Effekt, da kommen wir vom nicht runter. Es wäre gut, wenn wir mehr miteinander reden würden und gemeinsam etwas entwickeln.
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