Peugeot-CEO Alain Favey: "Europa muss sich endlich entscheiden"

Alain Favey (links) spricht am A&W-Tag in der Wiener Hofburg.
Zusammenfassung
Peugeot-CEO Alain Favey fordert mutige Entscheidungen für die europäische Autoindustrie und warnt vor dem Verlust an globaler Bedeutung.
Die Marke setzt dabei auf kleinere Fahrzeuge, Innovationen wie ein neues Lenksystem und eine flexible Elektrifizierungsstrategie.
"Choices" lautet das Motto von Peugeot-CEO Alain Favey im Rahmen der 16. Ausgabe des "Auto & Wirtschaft"-Tages in der Wiener Hofburg. Für den Manager steht fest: Die europäische Autoindustrie steht an einem Wendepunkt. "Wir haben die Wahl zwischen einem breiten, bequemen Forstweg, auf dem man ohne Risiko wandert, oder einem steilen, steinigen Pfad, auf dem man ins Schwitzen kommt, am Ende aber stolz ist, es geschafft zu haben", sagt Favey. Peugeot habe sich für den steilen Weg entschieden.
Konkret meint Favey damit: Europa müsse sich sehr bald entscheiden, ob es seine Industrie retten oder sich zur Absatzregion für importierte Fahrzeuge entwickeln wolle. Während die Automärkte in Asien, Nord- und Südamerika stetig wachsen (weltweit insgesamt plus vier Prozent Wachstum seit Jahresbeginn), verliert Europa nämlich sogar leicht an Anteilen (Rückgang von minus drei Prozent). "Alle anderen Regionen haben ihre Entscheidungen längst getroffen", so Favey.
Made in Europe
Trotzdem bleibt Europa der wichtigste Markt. Besonders wichtig sei dabei das Prinzip "Made in Europe", das auch bei Stellantis-Schwester Citroen Anwendung findet: "95 Prozent Bauteile bzw. Entwicklung der Autos, die wir hier verkaufen, stammen auch von hier", betont der CEO. Die Produktion der C-Segment-Modelle liegt beispielsweise im Osten Frankreichs, die Batteriefertigung im Norden des Landes.
Innerhalb des Kontinents lesen sich die Marktanteile zudem besser: Mit 8,2 Prozent im B-Segment, 6,3 Prozent im C-Segment und 9,6 Prozent bei leichten Nutzfahrzeugen zählt Peugeot jeweils zu den besten fünf Marken Europas.
Kleine Fahrzeuge und Innovation
Ein zentraler Bestandteil der Strategie sei die Rückbesinnung auf kleinere, erschwingliche Fahrzeuge, inspiriert von Japans "Kei Cars"; ein Segment, das dort seit Jahrzehnten enorme Verkaufserfolge feiert. "Europas Autos werden generell immer teurer und der Markt der kleinen, erschwinglichen Modelle immer kleiner. Es braucht wieder leistbare Kleinwagen", fordert Favey. Peugeot wolle hier eine führende Rolle einnehmen, unter anderem mit der Rückkehr des 208 GTI (dieses Mal vollelektrisch), der in naher Zukunft auf den Markt kommen soll. Die Marke positioniert sich laut Favey bewusst im "Upper Mainstream", also zwischen Volumen- und Premiumherstellern. "Wir wollen definitiv nicht Premium sein", betont der CEO.

Das Lenkrad "Hypersquare" mit Steer by Wire soll Lenkbewegungen von Peugeot-Fahrzeugen künftig noch einfacher gestalten.
Lenkung neu gedacht
Besonders stolz zeigte sich Favey auf die kommende Innovation "Hypersquare": ein Steer-by-Wire-System, das ohne mechanische Verbindung zwischen Lenkrad und Rädern auskommt. "Diese Technologie gibt es seit Jahrzehnten in Flugzeugen, aber bisher kaum bis gar nicht in Autos", erklärt er. Der Hersteller will sie in zwei Jahren in ein Serienfahrzeug bringen und ist überzeugt, "dass in 20 Jahren fast alle Hersteller so lenken werden". Das System soll präziseres Manövrieren bei deutlich geringeren Lenkradbewegungen ermöglichen, etwa beim Einparken. Premiere feiert die Technik kommendes Jahr in einem neuen Konzeptfahrzeug, das fahrbereit präsentiert werden soll.

Alain Favey ist seit Februar 2025 CEO von Peugeot.
Alain Favey (Jahrgang 1966) wurde am 3. Februar 2025 zum CEO von Peugeot ernannt und wurde zum Nachfolger von Linda Jackson, die nach 20 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand geht. Er blickt auf über 35 Jahre Erfahrung in der Automobilindustrie zurück: Die Laufbahn begann bei der PSA-Gruppe, wo er für Citroën in Dänemark, Belgien, Großbritannien, Italien und Frankreich tätig war, danach wechselte er 2009 zu Volkswagen, übernahm dort Führungsaufgaben bei Porsche Holding, Škoda und Bentley, und war zuletzt CEO der Europcar Mobility Group. Bei Peugeot verantwortet er nun die Markenstrategie innerhalb des Stellantis-Konzerns.
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