Produktionsstopp und neue Strategien: So reagiert Stellantis

Stellantis Österreich-Chef Markus Wildeis.
Stellantis bündelt seine Produktion auf neue Plattformen und lokale Standorte, sechs Werke werden indes vorläufig stillgelegt.

Zusammenfassung

  • Stellantis setzt auf eine einheitliche Plattformstrategie und verstärkte europäische Fertigung, pausiert aber sechs Werke wegen Nachfragerückgang.
  • Die Multi-Energy-Architekturen sollen Entwicklungszeiten verkürzen, Kosten senken und Flexibilität bei verschiedenen Antriebsarten ermöglichen.
  • Trotz Fokus auf Europa und Mikromobilität verzeichnet Stellantis Umsatz- und Verkaufsrückgänge, verstärkt durch asiatische Konkurrenz.

Stellantis richtet seine Strategie neu aus. Auf den Wiener Elektro Tagen erläuterte der österreichische Vorstandsvorsitzende Markus Wildeis unter dem Motto „Elektromobilität im Wandel?“, dass europäische Produktionsstandorte künftig ein zentraler Wettbewerbsfaktor für den Konzern sind. Anlass für die klare Positionierung ist auch die aktuelle Marktsituation: Die Nachfrage nach einzelnen Modellen in Europa ist zurückgegangen, was zu temporären Produktionspausen in sechs von 32 Werken führte.

Herausforderungen und Antworten

Wildeis spricht offen über die derzeitigen Probleme der Branche: steigenden Regulierungsdruck, hohe Energie- und Fertigungskosten sowie ein schwieriges Wettbewerbsumfeld. Der Vorsitzende warnt, dass überzogene CO₂-Vorgaben und fragmentierte Regularien viele Hersteller zwingen, ihre Strategien kurzfristig anzupassen.

Kern der Antwort soll eine vereinheitlichte Plattformstrategie sein: Mit den hauseigenen Multi-Energy-Architekturen sollen künftig Verbrenner, Hybrid-, Plug-in- und reine Elektroantriebe auf den jeweils selben Fahrgestellbasen realisiert werden. Dadurch prognostiziert der Konzern kürzere Entwicklungszeiten, niedrigere Kosten und mehr Flexibilität, um schnell auf Marktschwankungen reagieren zu können.

Die Plattformen reichen von der kompakten CITY-Architektur über e-CMP und EMP2 bis hin zu den größeren STLA Medium und STLA Large. Gerade im C-SUV-Segment, das allein rund ein Viertel des österreichischen Pkw-Marktes ausmacht, sieht der Konzern Wachstumspotenzial.

Markus Wildeis unterstreicht das Motto "Made in Europe"

Markus Wildeis stellt Stellantis' Leitmotiv "Made in Europe" in den Fokus.

Mikromobilität und Nutzfahrzeuge als Ergänzung

Neben der großen Plattformstrategie richtet Stellantis auch den Blick auf die Mikromobilität. Mit Fahrzeugen wie dem Citroën Ami, dem Opel Rocks-e, dem Fiat Topolino oder dem kürzlich vorgestellten Fiat Tris, einem dreirädrigen "Ape"-Verschnitt, der 2026 kommen soll, will der Konzern urbane Mobilität für neue Zielgruppen erschließen. Auch das Segment der leichten und elektrischen Nutzfahrzeuge bleibt ein zentraler Pfeiler der Strategie in Europa. Der Konzern ist mit einem Zulassungs-Zuwachs von 29 Prozent und gegenüber dem Vorjahr und einem Marktanteil von rund 27 Prozent österreichischer Marktführer.

Europa im Fokus, die Werke pausieren

Ein zentrales Element der Strategie ist die Konzentration auf Europa. „From Europe, for Europe“ bedeutet für Stellantis nicht nur kürzere Lieferketten, sondern auch mehr Transparenz und eine stärkere Bindung an lokale Standards. Darüber hinaus soll die seit Anfang des Jahres zum Stellantis-Portfolio gehörende chinesische Marke Leapmotor künftig ebenfalls in Europa produziert werden.

Gleichzeitig bleibt die Realität herausfordernd: Stellantis hat bestätigt, dass sechs europäische Werke ihre Produktion vorläufig pausieren, darunter Standorte in Frankreich, Deutschland, Italien, Polen und Spanien. Grund sind hohe Lagerbestände und eine kurzfristig gesunkene Nachfrage nach einzelnen Modellen, insbesondere mit Verbrennungsmotor. Wildeis nimmt dazu Stellung und betont, dass es sich um temporäre Maßnahmen handle, um Überkapazitäten abzubauen und die Produktion besser an den tatsächlichen Bedarf anzupassen.

Dieser Trend wird durch die zunehmende Konkurrenz aus Asien, insbesondere von chinesischen Herstellern, verstärkt, die Elektrofahrzeuge zu unterdurchschnittlichen Preisen anbieten. Im ersten Halbjahr 2025 verzeichnete Stellantis einen Umsatzrückgang von 13 Prozent auf 74,3 Milliarden Euro und einen Rückgang der Verkäufe um 7 Prozent. In Europa lag der Rückgang der Verkäufe bei rund 8 Prozent, wie das Portal heise online berichtet.

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