Kindersitze im Test: Zu welchen Modellen man keinesfalls greifen sollte

Kindersitze im Test: Zu welchen Modellen man keinesfalls greifen sollte
Neu, gebraucht, billig, teuer? Bei der Wahl des Kindersitzes sollte man einen Blick auf die aktuellen Sicherheits-Tests der Autofahrerclubs werfen.

Wir haben Besuch und dieser bringt Nachwuchs mit. Angereist wird per Zug, aber dann geht es mit dem Auto weiter. Also wird der alte Kindersitz aus dem Keller geholt, die eigenen sind dieser Größe entwachsen. Dabei poppt die Frage auf: Darf man alte Sitze noch verwenden? Seit September 2023 dürfen Kindersitze mit der Zulassung "UN Reg. 44" ja nicht mehr hergestellt oder in die EU importiert werden. Ein Abverkauf von Lagerware ist noch bis einschließlich August 2024 möglich.

Wie alt dürfen Kindersitze sein?

Ein Blick auf die ÖAMTC Homepage beruhigt: Bereits vorhandene Sitze dürfen weiterhin ohne Einschränkung genutzt werden. Die aktuelle Kindersitz-Norm lautet "UN R129".

Allerdings nicht ganz: Der ÖAMTC und seine Partnerclubs haben gerade 18 aktuelle Kindersitzmodelle in allen gängigen Größen auf Sicherheit, Handhabung, Ergonomie und Schadstoffgehalt geprüft. Und da gibt es schlechte Nachrichten.

Welche Sitze man keinesfalls kaufen sollte

Ein Sitz hat mit 'Nicht genügend' abgeschnitten – einerseits aus Sicherheitsgründen, andererseits aufgrund von Schadstoffen. Der Hersteller hat aber bereits reagiert, eine Rückrufaktion läuft.

Was passiert ist? Beim Modell "Viaggio Twist" (mit Isofix-Basis) von Peg Perego wurden wirklich schwere Sicherheitsmängel festgestellt. Steffan Kerbl, ÖAMTC, berichtet: "Beim Frontalcrash-Versuch brach der Stützfuß der Isofix-Basis. Die Sitzschale löste sich von der Basis und wurde mitsamt dem 15-kg-Dummy nach vorne geschleudert, was bei einem realen Unfall zu schweren Verletzungen führen könnte. Weiters mussten wir in den Sitzbezügen eine zu hohe Schadstoffkonzentration feststellen. Wir haben daraufhin noch während des laufenden Tests im April eine Kaufwarnung veröffentlicht und den Hersteller informiert. Peg Perego hat umgehend reagiert und den Vertrieb des 'Viaggio Twist' eingestellt bzw. eine Rückrufaktion gestartet."

Im ADAC-Video wird erschreckend deutlich sichtbar, wie es den Kindersitz aus der Verankerung löst und er durch das Auto segelt.

 

Wer ein Wohnmobil oder einen Oldtimer fährt, hat heute mit vielen Kindersitzen ein Problem. Denn: So manche dieser Wagen sind nicht Isofix tauglich.

Mit den Modellen "King Pro" und "Safe-Way M" von Britax Römer gibt es auch wieder zwei Kindersitze, die mit dem Fahrzeuggurt befestigt werden (ohne Isofix) und mit "Befriedigend" abschneiden. 

Laut ÖAMTC ist das eine gute Sache: "Isofix ist in den vergangenen Jahren immer mehr zum Standard geworden – aber die dafür notwendigen Halterungen sind vor allem in älteren Fahrzeugen nicht immer vorhanden. Für Kinder mit einer Größe von ca. 80 bis 105 cm wurde es in der Vergangenheit zunehmend schwierig, passende Sitze mit Gurtbefestigung zu bekommen."

Kindersitze im Test: Zu welchen Modellen man keinesfalls greifen sollte

Die aktuellen Testergebnisse im Überblick.

Das sagt der ADAC

Der ADAC wieder empfiehlt die "guten" und "befriedigenden" Modelle seines Kindersitztests. Denn: Diese Kindersitze übertreffen sogar die gesetzlichen Vorschriften zum Teil deutlich.

Der beste Kindersitz im Test mit dem ADAC Urteil 1,6 ist die Babyschale Nuna Pipa Urbn für Kinder bis zu rund einem Jahr. Ebenfalls eine "gute" Bewertung erhielten jeweils mit dem Urteil 1,8 die Babyschalen Cybex Cloud G i-Size + Base G und Lionelo Astrid i-Size + Astrid i-Size Base  für Kinder bis zu rund 18 Monaten.

Achtung - Krebserregende Stoffe

Nicht zu empfehlen sind die zwei "mangelhaft" bewerteten Kindersitze. Gravierende Sicherheitsprobleme gab es eben beim Modell „Viaggio Twist + Base Twist“ des Herstellers Peg Perego. Und: Der Bezugsstoff des Silver Cross Discover i-Size  enthält den Schadstoff DPHP, der die Schilddrüse und die Hypophyse schädigen kann. In der Kategorie Sicherheit schnitt dieser Sitz nur befriedigend ab, die mangelhafte Bewertung des Schadstoffgehalts erklärt dann das Urteil 4,8.

Bei den Schadstoffprüfung werden bestimmte chemische Stoffe untersucht, die gesundheitsschädlich sein können. Eine mangelhafte Bewertung bei der Schadstoffprüfung kann nicht durch gutes Abschneiden in den anderen drei Kategorien ausgeglichen werden, sie wirkt damit voll auf die Gesamtnote.

Kindersitze im Test: Zu welchen Modellen man keinesfalls greifen sollte

Leider schauen nicht alle Kinder so fröhlich, wenn es im Auto ans Anschnallen im Kindersitz geht. Aber auch wenn es Nerven kostet - vor dem Kauf unbedingt Probesitzen. 

Im ÖAMTC-Test hat in der Kategorie bis 87cm der Avionaut Cosmo gut abgeschnitten, bei den Größeren bis 125cm ist der Britax Römer Safe-Way M  zu empfehlen.Bis 105 hat auch der Maxi Cosi Mica 360 Pro  gute Noten erhalten.

Übrigens gilt: Auch wenn es die Kinder nicht immer lieben - am sichersten Fahren sie, wenn sie gegen die Fahrtrichtung schauend sitzen.

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