Neue Fahrzeugkategorie: Sind "Kei-Cars" eine Option für Europa?
Der Nissan Sakura, ein Kei-Car, zählt zu den meistverkauften e-Autos in Japan.
Was steckt dahinter?
Bei den Mini‑E-Autos handelt es sich nicht einfach nur um kleinere Stromer: Die geplante EU-Klasse soll Regulierungen lockern, insbesondere bei Sicherheitsnormen, damit Hersteller möglichst preiswerte Modelle bauen können. Renault etwa erwartet laut einer herstellerinternen Meldung durch weniger strenge Auflagen Einsparungen, die zu insgesamt günstigeren Endpreisen führen könnten. Laut Berichten des Focus strebt man eine Fahrzeuglänge von rund 3,50 bis 3,80 Metern bei einem Gewicht von unter einer Tonne an. Zwei Untergruppen sind ebenfalls im Gespräch: Eine reine Stadtversion mit rund 40 bis 50 PS und eine leicht stärkere Variante, die auch für Autobahnen geeignet wäre. Anders als die L6e- und L7e‑Modelle (Citroen Ami, Opel Rocks-e, Microlino) sollen die neuen Mini‑E-Autos höhere Reichweiten und erweiterten Alltagsnutzen bieten, ohne auf Minimaltechnik oder eingeschränkte Geschwindigkeiten angewiesen zu sein.
Der Vorschlag wird unter anderem vom Stellantis-Chef John Elkann und Renault-CEO François Provost unterstützt. Beide sehen in den Mini-Autos nicht nur eine urbane Lösung, sondern auch eine wirtschaftspolitisch sinnvolle Strategie, um bezahlbare Elektromobilität vollends in Europa zu verankern, berichtet Reuters.
Gleichzeitig bleibt eine große Herausforderung: Die europäische Gesetzgebung zu Sicherheits- und Crashanforderungen ist strenger als in Japan, wie Auto Motor und Sport berichtet. Experten des Mediums bezweifeln, dass sich kleine Elektroautos mit reduzierter Ausstattung wirtschaftlich sinnvoll produzieren lassen, wenn sie alle europäischen Sicherheitsvorgaben erfüllen müssen.
Neue Klasse, mögliche Modelle
Was sind Kei‑Cars?
Kei‑Cars (japanisch Keijidōsha, wörtlich "leichte Automobile") sind eine eigenständige und bedeutende Fahrzeugklasse in Japan. Im Land der aufgehenden Sonne gelten strenge technische Vorschriften für die Kategorie: Fahrzeuge dürfen maximal 3,40 Meter lang, 1,48 Meter breit und 2,00 Meter hoch sein. Der Hubraum von Verbrennungsmotoren ist auf 660 ccm begrenzt, und die Leistung darf einen bestimmten Grenzwert nicht überschreiten, typischerweise liegt dieser bei etwa 64 PS.
Kei‑Cars genießen in Japan bereits Steuervergünstigungen, niedrigere Versicherungsprämien, reduzierte Mautkosten und manchmal besondere Vorteile beim Parken. Weil sie kompakt und günstig im Unterhalt sind, sind sie besonders im Stadtverkehr beliebt. Tatsächlich machten Kei‑Cars 2023 knapp 40 Prozent der gesamten Pkw-Verkäufe in Japan aus, wie das Datenanalyse-Medium Inovev berichtet.
Auf dem Kei-Car Markt dominieren vor allem zwei Hersteller: Daihatsu und Suzuki. Bei den über 1,58 Millionen in diesem Segment verkauften Einheiten im Jahr 2023 entfielen rund 963.000 Fahrzeuge auf diese beiden Marken, also etwa 60 Prozent des Kei‑Car-Marktes, so Inovev weiter.
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