Transportmittel, nicht Statussymbol: Wie junge Männer Autos sehen
Junge Leute interessieren sich nicht mehr für Autos. Ihnen ist ein neues Mobiltelefon wichtiger als der Führerschein. So zumindest die seit einiger Zeit landläufige Meinung zum Spannungsfeld junge Generationen und Autos.
Wie weit diese Einschätzung von Fakten unterlegt ist, wollte nun eine internationale Studie im Auftrag des "The Classic Car Trust" (TCCT) - einer Gruppe von hochkarätigen Auto-Sammlern mit Sitz in Liechtenstein - herausfinden. Die vom internationalen Meinungsforschungsunternehmen IPSOS im Auftrag von TCCT durchgeführte Studie befragte 1.700 junge Männer zwischen 15 und 21 Jahren aus Europa, den USA und Asien (China, Japan und Südkorea).
Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass den Befragten die Bewahrung der Umwelt ("World protection") ein großes Anliegen ist. 75 % der Asiaten, 71 % der Europäer und 67 % der Amerikaner gaben an, dieses Thema habe bei ihnen eine sehr hohe Priorität bzw. sei ihnen wichtig. Nur 4 % (Asien / Europa) bzw. 7 % (USA) glauben, die Sorgen um die Umwelt seien übertrieben.
Die Frage nach den Ursachen der Umweltverschmutzung sehen die jungen Befragten nicht nur sehr differenziert, sie messen dem Auto selbst nur einen Anteil von 16 % bei. Der in ihrer Einschätzung damit gleich hoch ist, wie jener des Güterverkehrs durch Lkw. Als Hauptverursacher mit einem Anteil von 40 % sehen sie die Industrie.
Auch bei der Bedeutung des Autos für ihr Leben geben sich die Jungen realistischer als vielfach angenommen. 62 % der Befragten sehen das Auto als Notwendigkeit ("Transportmittel", "wichtige Erleichterung des Lebens", "Notwendigkeit, auf die ich nicht verzichten könnte"). In Asien, wo das Auto vor allem in China erst vergleichsweise spät angekommen ist, liegt dieser Wert sogar bei 67 %.
Demgegenüber - und im Gegensatz zu einer anderen landläufigen Meinung - sehen nur 5 % der Jungen das Auto als Statussymbol.
Diese Zahlen decken sich weitgehend mit den Ergebnissen einer Studie zum Verhältnis von Frauen zu Autos, die TCCT im Jahr 2020 bei Führererschein-Besitzerinnen in Europa und den USA durchgeführt hat. Kleiner Unterschied dabei: Während 23 % der männlichen Befragten das Auto auch als Vergnügen und Spaß sehen, lag dieser Wert bei den Frauen bei 35 %.
Antrieb der Zukunft
Was die Erwartungen an die zukünftigen Antriebsformen betrifft, zeigen sich zwei Denkschulen unter den Jungen. Zwar glaubt der Großteil, dass die Entwicklung in Richtung Elektroautos mit Batterien als Stromquelle führt. Betrachtet man die Ergebnisse jedoch auf Basis der geografischen Zuordnung, zeigt sich ein kleiner Unterschied. In Asien sieht man die Chancen für Brennstoffzellen-Autos optimistischer (49 %) als in Europa (37 %). Die US-Jugendlichen haben da noch deutlich geringere Erwartungen(28 %). Dort lebt hingegen die Hoffnung auf eine Zukunft von Verbrennungsmotoren, die mit Bio-Treibstoffen oder flüssigem Wasserstoff umweltfreundlich betrieben werden können (44 % gegenüber 40 % in Asien und 38 % in Europa).
Bei der Frage nach der Zuordnung der verschiedenen Antriebsformen zu den einzelnen Auto-Kategorien hält sich die Verteilung zwischen Elektromotoren und Verbrennern mit Öko-Treibstoffen weitgehend die Waage. Bis auf zwei ganz klare, gegensätzliche Einschätzungen. Stadtautos werden ausschließlich mit Elektroantrieben erwartet. Für Geländewagen (nicht zu verwechseln mit SUV) hingegen sieht man ebenso ausschließlich nur Verbrenner als realistisch an.
Youngtimers vor Oldtimers
Welche Autos die Jugend unter die Bezeichnung "Classic Cars" einreiht, war ebenfalls Gegenstand der Umfrage. Dabei zeigte sich, dass für 47 % der Befragten Vorkriegsmodelle in diese Kategorie fallen. Das größte Interesse lösen jedoch Oldtimer der 50er-Jahre und - vor allem in Europa und Asien - Modelle der 90er-Jahre aus, die man in der Fachwelt inzwischen unter dem Begriff Youngtimer zusammenfasst.
Die gesamte Studie ist in dem Jahrbuch von TCCT, genannt "The Key 2021" nachzulesen, das auf über 270 aufwändig gestalteten Seiten die wichtigsten Themen der Classic-Car-Szene des Vorjahres behandelt. Neben einem Überblick über die Situation auf dem internationalen Oldtimer-Markt und einem Ranking der 100 wichtigsten Autosammler der Welt, finden sich auch opulente Bildergeschichten über die Beziehung von Kunst und Autos im 20. Jahrhundert oder eine Gegenüberstellung der beiden legendären Auto-Designer und -Bauer Zagato und Pininfarina.
Das Jahrbuch "The Key 2021" kann um 66 € über die Homepage des "The Classic Car Trust" bezogen werden https://tcct.com/.
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