Internationale Studie: Wie gut ist der Ruf deutscher Autohersteller wirklich?
Die Zentrale des Autobauers BMW in München.
Deutsche Autohersteller gelten weltweit als Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit. Eine aktuelle Studie des britischen Marktforschungsunternehmens YouGov bestätigt dies: Verbraucher aus 16 Ländern bewerten Marken wie BMW, Mercedes und Volkswagen als besonders hochwertig und vertrauenswürdig.
Trotz dieses positiven Images steht die deutsche Branche noch vor Herausforderungen: Laut Geschäftsberichten von Volkswagen und BMW aus dem vergangenen Jahr sanken die Auslieferungen leicht, vor allem in Schlüsselmärkten wie China. Auch der Absatz vollelektrischer Fahrzeuge legte nur moderat zu.
Image versus Preis-Leistung
Ein zentrales Ergebnis der YouGov-Studie ist, dass Autokäufer ihre Entscheidung zunehmend an mehreren Kriterien gleichzeitig ausrichten. Neben dem reinen Markenimage spielen Preis-Leistungs-Verhältnis, Sicherheitsniveau und technologische Ausstattung heute eine größere Rolle als noch vor einigen Jahren. Besonders beim Qualitätsimage bleiben deutsche Hersteller im internationalen Vergleich klar an der Spitze: Durchschnittlich 63 Prozent der Befragten aus neun Ländern bescheinigen Marken wie BMW, Mercedes oder Volkswagen ein überdurchschnittlich hohes Qualitätsniveau. In europäischen Ländern wie Dänemark (80 Prozent), Italien (79 Prozent), Großbritannien (77 Prozent) und Frankreich (76 Prozent) genießen deutsche Marken ein besonders starkes Qualitätsimage. Am geringsten liegt das subjektive Qualitätsniveau dafür in den USA, wo deutsche Marken nur 58 Prozent erreichen können.
Mit diesen Ergebnissen liegen deutsche Automarken international vor japanischen Herstellern, die durchschnittlich 59 Prozent Zustimmung erreichen, und deutlich vor US-Marken mit 51 Prozent.
Gleichzeitig zeigt die Studie, dass ein starker Qualitätsruf nicht automatisch zur bevorzugten Wahl führt. Beim Preis-Leistungs-Verhältnis etwa verschiebt sich das Bild: Japanische Marken liegen hier mit 55 Prozent Zustimmung an der Spitze, während deutsche Hersteller 48 Prozent erreichen. Die Befragten bewerten Fahrzeuge laut der Studie stärker nach Gesamtkosten, Effizienz und Ausstattungspaket. Dieser Trend wird laut der Erkenntnis der Studie vor allem in preissensiblen Märkten sichtbar.
Japanische Hersteller wie Toyota konnten in der Studie vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis punkten.
Neue Kaufwege
Digitale Features und flexible Kaufoptionen werden für Käufer immer wichtiger. Laut YouGov würden 31 Prozent der Befragten ihr nächstes Fahrzeug vollständig online erwerben, bei den 18‑ bis 30‑Jährigen sind es sogar 44 Prozent. Over‑the‑Air-Updates (OTA) werden zunehmend erwartet, vor allem in China, wo nahezu alle neuen Marken Software regelmäßig online aktualisieren. Vollständig autonome Fahrzeuge (AV) stoßen hingegen auf regional stark differierende Akzeptanz: 61 Prozent der chinesischen Befragten zeigen grundsätzliches Interesse an selbstfahrenden Taxis, während dieser Wert in Europa nur 29 Prozent beträgt.
Die Studie hebt hervor, dass Käufer digitale Erlebnisse, intuitive Bedienung und personalisierte Services erwarten. Dazu gehören Online-Kaufmöglichkeiten, unkomplizierte Probefahrten und Integration von Connected-Car-Funktionen. Technologisches Know-how und digitale Services sollten laut der Studie für Hersteller kein optionales Extra mehr sein, sondern zum entscheidenden Faktor für Kaufentscheidungen werden.
Regionale Unterschiede
Die YouGov-Studie betont, dass Automobilhersteller künftig regional differenzierter agieren müssen. Was in China funktioniert, lässt sich nicht automatisch auf Europa oder die USA übertragen. Unterschiede in Altersstruktur, Infrastruktur, Kaufgewohnheiten und Markentreue führen zu stark variierenden Präferenzen. In China sind Batteriefahrzeuge und digitale Geschäftsmodelle deutlich akzeptierter, während europäische Käufer stärker auf Nachhaltigkeit, Ladeinfrastruktur und Gesamtbetriebskosten achten.
Die Studie empfiehlt Herstellern daher, die eigene Marke weniger auf Loyalität und mehr auf Wertversprechen auszurichten, Technologiefähigkeiten und digitale Services konsequent zu integrieren und Online- sowie Direktvertrieb gezielt für jüngere Käufer auszubauen. Globale Strategien sollten durch lokale Anpassungen ergänzt werden, etwa bei Preisgestaltung, Mobilitätsangeboten oder After-Sales-Services.
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