BMW-Chef Zipse: "Technologieoffenheit hat die größte positive Wirkung auf das Klima"

BMW-Chef Zipse: "Technologieoffenheit hat die größte positive Wirkung auf das Klima"
Was der BMW-Chef über die Verwendung von Wasserstoff im Auto und das angekündigte Verbrennerverbot denkt

Im Rahmen eines Medienevents hatte motor.at die Gelegenheit, an einem Round Table Gespräch mit BMW-Chef Oliver Zipse teilzunehmen, das sagt der BMW-Chef über..

...BMWs Wasserstoffpläne

Wir sind im globalen Vergleich eher ein Nischenhersteller mit einem Marktanteil von 3,4% weltweit. Wenn man das Segment, in dem wir zu Hause sind, ansieht, dann gibt es Bedarf für diese speziellen Autos, die mit Wasserstoff betrieben werden. Zum Beispiel gibt es Bedarf für größere Autos, bei denen ein rein elektrischer Antrieb die Batterien zu schwer macht - und wenn man sie kleiner auslegt, dann würde die Reichweite zu gering. Jede Form von Mobilität hat Vor- und Nachteile und in den nächsten Jahren werden wir verstärkt auch die Nachteile der Elektromobilität sehen, wie steigende Kosten und eingeschränkte Verfügbarkeit der Rohstoffe oder die fehlende Ladeinfrastruktur.

...über den Markt für Wasserstoffautos

Der Markt für Wasserstofffahrzeuge wird überschaubar bleiben. Es wird nie so groß sein wie die batterieelektrische Mobilität. Aber es gibt Bedarf für Kunden, die keinen Zugang zu Ladeinfrastruktur haben oder auch solche, die kein BEV mit einer 500-Kilo-Batterie fahren wollen. Aber wenn sie trotzdem emissionsfrei fahren müssen, dann kommt der Wasserstoff ins Spiel. Ein großer Vorteil von Wasserstoff ist, dass er Energie speichern kann. Und: Fast jede Industrie kann Wasserstoff nutzen – Stahlindustrie, Schiffsbau, Luftfahrt. Der Aufbau der Ladeinfrastruktur wird ausschließlich durch Elektroautos vorangetrieben, aber die Wasserstoffinfrastruktur wird nicht über Autos vorangetrieben. Sondern durch die vielfältige Nutzbarkeit von Wasserstoff hat der Ausbau viele Treiber und wird am Ende des Tages viel schneller erfolgen, auch z.B. für den Lkw-Verkehr. Und wir als vergleichsweise kleiner Player können das nutzen. Es könnte durchaus sein, dass es in acht Jahren total cool ist, ein Wasserstoff-Auto zu fahren. Es wird vielleicht nicht so viele Leute geben, die das tun, aber wir sind ein Nischenhersteller, wir brauchen nur eine überschaubare Menge von Kunden, die sich für Wasserstoff begeistern.

...Wasserstoff im Verbrennungsmotor

BMW hat eine lange Tradition in der Forschung mit Wasserstoff. Es gab eine Phase, in der wir eine Testflotte mit Wasserstoff-Verbrennungsmotor hatten. Warum? Weil es zu dieser Zeit, die einzig mögliche Synergie zwischen einer bestehenden Technologie und der Verwendung von Wasserstoff war. Denn es gab zu der Zeit noch keine Elektroautos. Jetzt müssten wir einen Verbrennungsmotor massiv erneuern, um ihn für den Betrieb mit Wasserstoff vorzubereiten. Das wäre sehr aufwändig. Der Stahl wird spröde, usw. und die Effizienz ist sehr gering. Dieser Pfad ist abgehakt und kommt aus unserer Sicht nicht wieder.

...flexible Fahrzeugarchitektur für Wasserstoff

Wie wir es schon angekündigt haben, wird es 2025 eine rein-elektrische Fahrzeugarchitektur geben, die Neue Klasse. Mit einem großen Schritt bei der Digitalisierung, hin zum automatisierten Fahren. Und diese Architektur wird bereit sein für Wasserstoff-Technologie. Wir können verschiedene Antriebe in eine Architektur implementieren. Wir brauchen keine separate Architektur für Wasserstoff-Fahrzeuge, am Ende des Tages ist ein Wasserstoff-Auto ein Elektroauto. Wir würden keine Wasserstoffautos bauen, wenn wir nicht Fähigkeit hätten, Elektroautos zu bauen – zu teuer, zu wenig Synergien, zu riskant. Wenn man die Möglichkeit hat, eine flexible Architektur zu entwickeln, bei der das Endprodukt kein Kompromiss ist, dann ist das beste Strategie, die es geben kann.

...ein Verbrennerverbot und Technologieoffenheit

Das Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU ab 2035 war keine Überraschung für uns. Ist es eine gute Idee? Wir werden sehen. Es kann funktionieren, aber es gibt keine Garantie dafür. Europa zählt einen Fahrzeugbestand von 260 Millionen Autos bei 10 bis 15 Millionen Autoverkäufen pro Jahr. Um die Flotte zu erneuern und neue, emissionsärmere Technologien in den Markt zu bringen, braucht es eine breite Palette von Technologien. Technologieoffenheit hat die größte Wirkung auf das Klima, auf eine positive Art.

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