Autofahren in Abu Dhabi: Ein Blick in die Zukunft - oder die Vergangenheit?
Kommt man von Österreich nach Abu Dhabi ist der erste Eindruck: Größer, neuer, sauberer. Der Flughafen, die Autos, die Straßen. Eine künstlich wirkende Welt, aber von höchster Qualität.
Die Entwicklung, die die Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate in den letzten Jahrzehnten durchgemacht hat, ist beeindruckend. Und verkehrstechnisch interessant.
In einem Land, in dem das Öl fließt - Abu Dhabi gehört zu den reichsten Städten der Welt und kontrolliert über 90 Prozent der Öl - und Gasreserven der Emirate - sieht man auf den ersten Blick mehr große SUV als anderswo. Und sie passen deutlich besser in die stichgeraden, teils achtspurigen Highways, die die 70 Quadratkilometer große Insel im persichen Golf durchziehen.
Der erste, der uns vom Verkehr hier erzählt, ist der "Driver", der uns vom Flughafen um erstaunlich wenig Geld in das Hotel bringt. "Straßen haben acht oder zehn Spuren, natürlich. Und jetzt bauen wir noch Fahrradwege", erklärt er stolz. Zu Fahrrädern zählt er anscheinend auch Mopeds, die als Essenslieferanten unterwegs sind: "Die machen zu viele Unfälle."
Manche Dinge scheinen überall gleich zu sein.
Anders steht es um das Einhalten der Verkehrsregeln: Während es hierzulande meist einen "Puffer" gibt, zahlt man in Abu Dhabi schon bei einer Geschwindigkeitsüberschreitung von 1 km/h eine Strafe. Das Bußgeld für zu schnelles Fahren, etwa für 10 km/h, beträgt 400 AED, rund 100 Euro.
Zum Vergleich: In Österreich kostet ein Geschwindigkeitsverstoß ab 20 km/h laut Bußgeldkatalog 30 Euro.
Aufpassen heißt es aber auch, wenn man zu langsam unterwegs ist:
Auf der Sheikh Mohammed bin Rashid Road etwa gilt ein Mindesttempo von 120. Ist man langsamer unterwegs, zahlt man 100 Euro. Maximal darf man dort übrigens mit 140 km/h unterwegs sein.
Dass Verkehrsgesetze streng eingehalten werden, erfahren wir auch beim Dinner am Abend: Obwohl der Abend lang ist, trinkt das französische Gegenüber keinen einzigen Tropfen Wein.
"Hier will man lieber nicht alkoholisiert am Steuer erwischt werden", erklärt er. "Nie." Wer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss unterwgs ist, riskiert den Führerschein, das Fahrzeug und eine Verhaftung.
Günstige Benzinpreise
Besser ist es, mit den aufgrund der günstigen Benzinpreise recht billigen Taxis unterwegs zu sein. Und hier wird von der Hotel-Rezeptionistin ein weiteres Vorurteil ausgeräumt. Es gibt auch weibliche "Drivers." Auf Wunsch können sich Frauen sogar ein Taxi mit einer Fahrerin bestellen. Allerdings, so die Dame im Hotel "sei das nicht unbedingt nötig. Es ist nicht gefährlich, Taxi zu fahren."
Wer umweltfreundlicher unterwegs sein will setzt auf die Öffis: Über 500 Busse und mehr als 140 Buslinien stehen zur Verfügung. Allerdings spielen die Öffis eher eine untergeordnete Rolle.
Mehr Ladestationen
So wie auch (noch) die E-Autos: Allerdings sind die Vereinigten Arabischen Emirate dabei, eine Ladeinfrastruktur aufzubauen und den Absatz nachhaltiger Fahrzeuge zu fördern. Im Rahmen der National Electric Vehicles Policy wollen die VAE den Anteil der Elektroautos laut Medienberichten im Land um bis zu 50 % erhöhen.
Das Potenzial in den Emiraten ist groß, wie die Stromer wirklich ankommen, wird sich zeigen.
Was natürlich nicht fehlen darf, ist eine Fahrt durch die Wüste. Beim so genannten "Dune Bashing" fährt man mit Geländewagen über Sand. Dass der Toyota Land Cruiser mit einem Überrollbügel ausgestattet ist, das freut. Denn für schwache Nerven ist der Trip durch die Dünen, die sich wie eine sandige Schneelandschaft präsentieren, nichts.
Mit Gefühl fahren
Das Wichtigste dabei? "Reifendruck rausnehmen, Hände fest am Steuer, Konzentration und viel Gefühl", so der Fahrer. Wie lange man braucht, um in den nicht ungefährlich steilen Dünen zum guten Fahrer zu werden? "Manche lernen es in einer Woche, andere nie", lacht er. Das erinnert an Österreich, wo ein wenig Schnee bei vielen Fahrern auch mit jahrelanger Erfahrung überraschend schnell die Nerven blank legt.
Kommentare