Die duale Ausbildung und der nötige Papierkram
Knapp 50.000 B-Führerscheine wurden laut Statistik Austria 2023 in Österreich ausgestellt. Die Tendenz ist fallend, vor zehn Jahren waren es noch mehr als 62.000.
Der Weg zum Schein variiert. Ich entscheide mich für die vergleichsweise günstige Variante, die duale Ausbildung. Kosten: 1.200 Euro. Die Vollversion kommt auf 1.700 bis 2.550 Euro.
Ähnlich wie beim L17 lege ich, bewaffnet mit dem L-Taferl, im Privat-Pkw die nötigen Kilometer zurück. In meinem Fall sind das 1.000, natürlich in Begleitung eines erfahrenen Lenkers.
Die Voraussetzung ist ein kurzes Beratungsgespräch für den Papierkram, eine Untersuchung beim Amtsarzt, drei Doppelfahrstunden mit einem Profi-Fahrlehrer inklusive Einweisungsgespräch von Fahrschüler und Begleitung und – jetzt kommt’s – alle 16 Theorie-Module zu je hundert Minuten, die mich fast dazu bewegten, wieder kehrtzumachen.
Wie sollen sich 27 Theoriestunden mit verpflichtender Anwesenheit neben einem Vollzeitjob ausgehen? Es geht sich aus.
Kurse gibt es von Montag bis Donnerstag meist dreimal täglich. Die späteste Einheit am Schwedenplatz ab 18.30 Uhr. Genügt das nicht, darf man auf andere drivecompanys (AKH, Schwechat) ausweichen. Das Wissen üben, lässt sich von überall aus mittels App. Theorieprüfungstermine gibt es jeden Donnerstag. Fahrstunden lassen sich mit Aufpreis auch auf den Abend legen.
An den Formalitäten scheitert man als vielbeschäftigter Spätzünder somit nicht. Auch das befürchtete Alien-Gefühl stellt sich als Ü-Dreißiger nicht ein.
Der Weg zum Führerschein: Wie lange die Ausbildung dauert
Der Altersdurchschnitt im Kurs lässt sich kaum beziffern. Ich treffe Ältere, Jüngere, angehende Fahrschullehrer. „Die Bandbreite ist irrsinnig groß. Von fünzehneinhalb bis siebzig ist hier jeder vertreten“, bestätigt Marlene Lewi von der Fahrschule Schwedenplatz.
Ein kleines Unterscheidungsmerkmal ist vielleicht die Aufmerksamkeit. Manch Jüngerer, der seine Ausbildung vermutlich nicht selbst bezahlt, lässt sich gerne berieseln, spielt mit dem Handy. Empfehlenswert ist das nicht, mahnt Lewi. „Schon bei den Informationsgesprächen sagen wir allen: Wenn du beim Kurs mitarbeitest, hast du einen Vorteil beim Lernen.“
Je schneller die Theorieprüfung erledigt ist, desto schneller läuft die komplette Führerscheinausbildung, spricht Lewi aus Erfahrung. Die ganz Flotten könnten nach acht Wochen schon ihren Führerschein in den Händen halten. Realistischer sind vier bis sechs Monate, doch auch das ist kaum zu schaffen, wenn man sich mit der Theorieprüfung Zeit lässt.
Das L-Taferl verführt dazu. Die notwendigen Kurse werden schnell durchgeboxt, nur um an den behördlichen Bescheid fürs Privatfahren zu kommen. Und da ertappe ich mich selbst.
Bereit für das L-Taferl, jetzt geht die Praxis so richtig los
Binnen fünf Wochen habe ich alles Nötige absolviert. Sogar den Erste-Hilfe-Kurs und die Pflicht-Fahrstunden (wie das gelaufen ist, lesen Sie bald in Teil zwei der dreiteiligen Reihe). Das einzige Ziel vor Augen: das blaue L in der Windschutzscheibe. Meine Lernapp blieb indessen fast unangetastet. Das wird sich jetzt ändern.
Mit dem heutigen Tag beantrage ich zwar den ersehnten Bescheid. Da die Ausstellung in der Hauptstadt vier Wochen und länger dauert, lege ich bis dahin aber eine tägliche Theorie-Einheit auf dem Smartphone ein oder nehme mir das zumindest vor.
Und drehe auf dem Übungsplatz mit meiner künftigen Begleitung schon ein paar Runden. Aufregend ist das für beide Parteien. Schließlich habe ich jetzt etwas, das mein Beifahrer nicht hat: Bremse, Kupplung und (Voll-)Gas.
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