Das Ende des Allrad-Panda von Fiat und die E-Auto-Zukunft
Mit den ersten Schneefällen bis in Tallagen rückt er üblicherweise wieder ins Zentrum des Interesses. Zumindest in der Alpenregion und in den Gebieten Mitteleuropas, in denen verschneite Straßen üblicherweise auch bergauf führen.
Der Kleinwagen mit Allradantrieb, der für die gesicherte Mobilität all jener sorgt, die es sich nicht aussuchen können, wann und bei welchen Straßenverhältnissen sie ihre täglichen Fahrten erledigen müssen. Und die in der Online-Preisliste nicht bis zu vollausgestatteten SUV-Riesen vordringen wollen (oder können), bis das Kürzel 4WD oder quattro im Konfigurator erstmals auftaucht.
Ein langjähriger Held dieser winterlichen Basis-Mobilität war der Allrad-Panda von Fiat. Durch all seine Generationen, von der kultigen „Tollen Kiste“ der 80er-Jahre des vorigen Jahrhunderts bis zum aktuellen Modell, hatte Fiat immer auch einen Version des Panda mit Allradantrieb im Programm. Zunächst manuell zuschaltbar mit der Technik von Steyr-Daimler-Puch aus Graz (was auch stolz mit Plakette am Heck vermerkt wurde), später automatisch via Visco-Kupplung.
Inzwischen ist die 4x4-Version des Panda jedoch still und leise aus der Preisliste verschwunden. Und dass die letzten Modelle erst vor kurzem vom Band gelaufen sind, liegt nur an den bekannten Lieferschwierigkeiten von Bauteilen, welche auch hier das Abarbeiten der Bestellliste verzögert haben.
Wer Fiat-Manager abseits von Mikrofonen auf die Gründe für die Einstellung der Marken-Ikone anspricht, obwohl das Basismodell mit Frontantrieb nach wie vor verkauft wird, erntet meist schuldbewusstes Schulterzucken. Und den Hinweis auf die CO2-Bilanz des gesamten Stellantis-Konzerns, zu dem die Marke Fiat ja seit kurzem gehört.
Zur Senkung von dessen Flottenverbrauchszahlen müsse jede einzelne Marke so viel wie möglich beitragen. Und dabei haben Allradmodelle schlechte Karten, weil sie die Gefahr von Strafzahlungen des Konzerns an die EU durch ihren systembedingten Mehrverbrauch im akademischen Normverbrauchszyklus erhöhen. Können sie im Gegenzug dafür keine deutlich höheren Margen beim Verkaufspreis abliefern, ist es um ihre wirtschaftliche Zukunft geschehen.
Um diesem Schicksal zu entgehen, reicht es nicht mehr, den Allradantrieb ausschließlich dem vollausgestatteten Topmodell einer Baureihe mitzugeben. So wird aktuell etwa bei Fiat auch die 4WD-Version des größeren Fiat 500X nicht mehr verkauft.
Und selbst den Konzernbruder Jeep Renegade bekommt nur mehr mit Allrad, wer die teure Plug-in-Version ankreuzt.
Für die Konzern-Mathematik von Stellantis werden also Nischenmodelle wie der Fiat Panda 4x4 als Kollateralschaden auf dem Weg zu den möglichst ohne Strafzahlungen zu erreichenden, von der EU vorgegebenen CO2-Flottenzielen verbucht werden.
Damit ist er ein Beispiel für eine Entwicklung, die auch bei anderen großen Herstellern zu beobachten ist. Margenschwache Kleinwagen für spezielle Zielgruppen werden der wirtschaftlichen Konzernlogik folgend zwangsläufig früher geopfert als hochpreisige Modelle. Und das nicht aus schnödem Streben nach Gewinnmaximierung.
Sondern schlicht, um die Finanzierung der immensen Aufgaben stemmen zu können, welche der politische Druck zur Umstellung auf ein flächendeckendes Elektroauto-Angebot mit sich bringt.
Dass der wendige, leichte Panda 4x4 mit seinem winzigen Zweizylinder-Benziner bei widrigen winterlichen Verhältnissen Kreise um die meisten behäbigen Allrad-SUV fährt, konnte ihm in diesem Szenario nicht helfen.
Dafür hat er durch den gekappten Nachschub an Neuwagen die besten Voraussetzungen, um die Gipfel der einschlägigen Gebrauchtwagenpreislisten im Alpenraum zu erklettern.
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