Kalt wird's: Warum Elektroautos ab jetzt viel weniger Reichweite haben
Das Elektoauto fährt mit Strom - und davon braucht es im Winter viel mehr als im Sommer. Doch warum eigentlich? Und wie kann man den höheren Energieverbrauch im Winter optimieren?
Für Elektroauto-Fahrer, die ihr Gefährt erst seit einigen Monaten haben, werden die kommenden Monate spannend. Denn jetzt, wo die Temperaturen in Richtung Nullpunkt fallen, oder sogar darunter gehen, schnellen die Strom-Verbräuche der Stromer in die Höhe.
Warum? Die erste Antwort liegt auf der Hand: Alles muss erwärmt werden. Der Innenraum, die Scheiben, eventuell auch die Sitze und das Lenkrad werden mit elektrischer Energie aus der Antriebsbatterie beheizt.
Auch der Akku mag es wärmer
Doch es gibt noch einen zweiten, noch viel driftigeren Grund, warum die Reichweiten der E-Autos im Winter so massiv absinken: Den Akku.
Der ist meist im Fahrzeugboden verbaut und dem ist ebenfalls kalt. Die Wohlfühltemperatur des Akkus liegt zwischen 20 und 40 Grad Celsius - im Sommer ideal. In diesem Bereich funktioniert die gesamte Elektrochemie bestens, der Akku kann zwischen 20 und 40 Grad Celsius seine volle Kapazität entfalten. Im Winter heißt das: der Akku des Elektroautos muss ordentlich auf Temperatur gebracht werden.
Um einen kalten Akku von mehreren hundert Kilogramm Masse wieder aufzuwärmen, wird eine sehr viel Energie benötigt. Es gilt: Je größer der Akku, je kälter die Außentemperatur, desto mehr Energie wird notwendig.
Üblicherweise bewegen sich die Mehrverbräuche in der kalten Jahreszeit zwischen satten 10 bis 30 Prozent. Jedoch: Bei Minustemperaturen auf der Kurzstrecke kann der Verbrauch eines Elektroautos auch um bis zu 50 Prozent ansteigen – entsprechend sinkt die Reichweite auf der Bordcomputer-Anzeige.
Um dem Problem allgemein Herr zu werden, setzen die Autohersteller auf Wärmepumpen (ja, die sind auch in den Autos ein Thema, nicht nur bei den Hausbesitzern). Jedoch ist auch die Wärmepumpe allein noch kein Garant für die Effizienz der Akkuerwärmung. Tests, etwas des ADAC, zeigen, dass das Heizungs-Gesamtpaket des Autos gut abgestimmt sein muss. Jeder Hersteller macht das ein bisschen anders, deshalb sind die Reichweitenverluste bei den Marken auch unterschiedlich.
Fazit: Die Reichweitenverluste im Winter liegen - je nach Marke und Akkugröße - im Mittel bei Minus 30, im Extremfall bei bis zu Minus 50 Prozent. Besonders bei Kurzstreckenfahrern wirkt sich das immer wieder Aufheizen - bei jeder kurzen Fahrt, dann kühlt der Akku wieder ab, dann wird wieder aufgewärmt - stark auf die Reichweite aus.
Vorteil von E-Autos: Jedes E-Auto hat serienmäßig eine Standheizung und zumeist auch vorgeheizt werden. Weshalb auch das Eiskratzen oft erspart bleibt. Ist das Fahrzeug zum Laden angeschlossen, wird der Strom fürs Vorheizen zudem aus dem Stromnetz anstelle der Batterie entnommen und kostet so keine Reichweite. Und selbst wenn nicht vorgeheizt wird, kommt beim Elektroauto in kürzester Zeit warme Luft aus dem Gebläse - weil die Heizung ja direkt über den Strom betrieben wird.
Die Tipps für mehr Reichweite bei niedrigen Temperaturen:
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Heizen Sie das Auto vor, wenn es am Stromnetz hängt. Dann kommt die Heizenergie aus der Steckdose.
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Parken Sie warm, also möglichst in einer Garage.
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Schalten Sie beim Heizen anfangs auf Umluft: damit erwärmt sich der Innenraum schneller.
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Kurze Fahrten sind im Winter die größten Energiefresser: eventuell kann man Kurzfahrten vermeiden?
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Auch zum Laden muss die Batterie auf Betriebstemperatur sein: Eine ausgekühlte Batterie begrenzt die Ladeleistungen merklich. Es ist also effektiver, die Ladung nach der Fahrt vorzunehmen, wenn das Auto warm ist, als in der Früh, bevor man fährt.
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Heizung für den Innenraum abschalten, wenn Sie Strom sparen wollen (oder müssen), der Eco-Modus macht das bei den meisten Autos. Auch statt 22 Grad nur auf 17 Grad zu heizen, hilft.
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