E-Auto an der Haussteckdose: Wenn das Laden zur Gefahr wird

Zusammenfassung
- Laden von E-Autos an Haushaltssteckdosen birgt Risiken wie Überhitzung und Brandgefahr durch Dauerbelastung.
- Hohe Ladeverluste und lange Ladezeiten machen das Laden an der Steckdose ineffizient, besonders bei niedrigen Temperaturen.
- Das Laden an der Haushaltssteckdose ist nur als Notlösung ratsam, mit reduzierter Stromstärke und regelmäßiger Kontrolle der Installation.
Das Laden eines Elektroautos über eine normale Haushaltssteckdose ist praktisch, birgt aber Risiken, die viele Fahrer unterschätzen. Normale Schutzkontaktsteckdosen sind für Haushaltsgeräte ausgelegt, nicht für stundenlange Dauerbelastung mit hohen Strömen. Der ADAC weist darauf hin, dass Steckdosen nur kurzfristig mit bis zu maximal 16 Ampere belastbar sind. Bei längerem Laden drohen Überhitzung, Materialermüdung oder im Extremfall Brände. AutoBild beschreibt zusätzlich Schwachstellen wie schlechte Kontaktstellen, zu dünne Leitungen oder beschädigte Isolierungen, die unter Dauerbelastung thermische Probleme verursachen können.
Verlorene Energie
Neben der Sicherheitsfrage spielen auch Effizienz und Ladeverluste eine Rolle. Das ADAC-Prüfzentrum ermittelte, dass bis zu 24 Prozent der Energie bei der Wandlung von Netz- zu Batteriestrom und durch Leitungsverluste in Wärme verloren gehen. Bei kalten Außentemperaturen steigen diese Verluste noch einmal deutlich an, da die Batterie zunächst auf Temperatur gebracht werden muss. Gleichzeitig verlängert sich die Ladezeit: Bei einer typischen Ladeleistung von 2,3 Kilowatt (10 Ampere) kann ein mittelgroßer Akku 15 bis 30 Stunden benötigen, bis er vollständig geladen ist.
Selbstversuche zeigen Gefahren
In Internetforen wie Reddit berichten Nutzer von eigenen Erfahrungen mit dem Laden von Elektroautos über Haushaltssteckdosen, wobei einige von Überhitzung und sogar Bränden berichten. Nutzer "Specialist_Neat_7170" schilderte beispielsweise im Jänner, dass er in seiner Garage über mehrere Monate hinweg sein Elektroauto mit einer klassischen Schuko-Steckdose aufgeladen hatte. Obwohl er das Netzteil als nicht übermäßig heiß empfand und das Auto nur zu 80% auflud, stellte er fest, dass die Steckdose bei längerer Belastung außergewöhnlich heiß wurde. Ein weiterer Nutzer berichtet von einer ähnlichen Situation, bei der die Steckdose nach längerem Laden überhitzt war, Rauch entwickelte und die Sicherung auslöste.
Als Notlösung möglich
Ladeleistung, Materialqualität und Installation spielen eine entscheidende Rolle. Dauerbetrieb beansprucht Steckdosen, Kabel und Stecker stark, während alte Leitungen mit kleinem Querschnitt oder minderwertiger Verdrahtung zusätzlichen Widerstand erzeugen und eine Überhitzung sogar begünstigen. AutoBild und der ADAC raten daher, die Stromstärke von Haushaltssteckdosen mittels eigens dafür vorgesehener Vorrichtung auf etwa 10 Ampere zu reduzieren. Zusätzlich sollten die Steckdose und das Kabel vor jedem Ladevorgang auf Verschleiß, Staub oder Feuchtigkeit kontrolliert werden und die Umgebung trocken und gut belüftet zu halten. Dauerhaftes Laden über Schuko-Steckdosen sollte hingegen die Ausnahme bleiben, besonders in älteren Gebäuden.
Trotz aller Einschränkungen kann das Laden an der Steckdose vertretbar sein, wenn es bewusst und vorsichtig erfolgt. Für Notfälle oder gelegentliches Laden unterwegs, wenn keine Wallbox oder öffentliche Ladesäule verfügbar ist, sei die Haushaltssteckdose eine Lösung, schreibt AutoBild. Entscheidend sei dabei die Begrenzung der Stromstärke, Überprüfung der Installation, hochwertiges Zubehör und das Vermeiden von Dauerbetrieb.

Ein sogenanntes "Mode 2-Notladekabel" mit integrierter Steuerungsbox soll Stromflüsse regulieren und Temperaturschwankungen sofort erkennen.
Wärmeüberwachung
Der ÖAMTC weist im Beratungsgespräch mit der technischen Beratung klar darauf hin, dass das Laden eines Elektroautos an der Haushaltssteckdose aufgrund der langsamen Ladezeit zwar schonend für den Akku sein kann, nach Möglichkeit aber gänzlich vermieden werden sollte.
Wenn es dennoch keinen anderen Weg gibt, etwa in einer Notsituation oder mangels anderer Ladeoptionen, rät der Automobilclub dringend zur Verwendung eines sogenannten Mode-2-Ladekabels mit integrierter In-Cable Control Box (ICCB). Diese Kontrollbox sitzt zwischen Fahrzeugstecker und Anschlussstecker und übernimmt die Kommunikation zwischen Auto und Steckdose. Sie regelt den Stromfluss, überprüft die Netzqualität und sorgt im Idealfall dafür, dass Überlastungen oder Fehlerströme erkannt werden. Moderne ICCB-Kabel sind zudem mit Temperatursensoren ausgestattet, die eine Überhitzung der Steckdose erfassen und den Ladevorgang automatisch unterbrechen können.
Trotzdem empfiehlt der ÖAMTC: Laden über ein derartiges Notladekabel sollte stets mit reduzierter Ladeleistung erfolgen und nur kurzfristig genutzt werden. Besser abgesichert sind spezielle Steckdosen wie die rote CEE-Industriesteckdose ("Starkstrom") oder die blaue Campingsteckdose, die im Gegensatz zur normalen Schuko-Steckdose für Dauerstrombelastung ausgelegt sind. Damit soll das Risiko deutlich gesenkt werden, auch wenn eine fest installierte Wallbox nach wie vor die sicherste und einzig empfohlene Lösung bleibt.
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