Zwei Schausteller an den Hebeln der Macht

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Boris Johnson und Donald Trump – die Welt mag staunen, aber Egoismus und Provokation ziehen.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Wenn nicht noch etwas aus dem Ruder läuft – und das weiß man bei den Briten in letzter Zeit ja nie –, dann heißt der neue Premierminister Boris Johnson. Man hätte ja viel für möglich gehalten, auch dass Satire real wird, schließlich reden wir vom Land Monty Pythons. Aber das?

„What?“ fragt der deutsche Stern im Titel, „früher Churchill, heute Boris Johnson“. Und der Spiegel malt Johnson als Alfred E. Neumann vom Satiremagazin Mad aufs Cover, Überschrift: „Mad in England“. Die Fassungslosigkeit, dass ein Scharlatan und Lügner wie der frühere Londoner Bürgermeister Regierungschef werden kann, ist groß – außerhalb des Königreiches.

In Großbritannien selbst zeigt sich ein Bild wie in den USA bei Donald Trump: So jenseitig können Auftritte, Aussagen und Benehmen der beiden nicht sein, als dass ihre Anhänger nicht treu und treuer zu ihnen stünden – „America first“ da, „Take back control“ dort: Der nationale Egoismus in der Politik zieht.

Jetzt mag man sagen: Was spricht dagegen, dass sich jemand um sein Land kümmert? Trump wird 2020 wohl wiedergewählt, weil er mit Zöllen Muskeln zeigt und weil die Arbeitsplätze zahlreich sind. Ein Boom allerdings, der laut den meisten Experten einer auf Pump ist, auf dem Rücken der Amerikaner erkauft. Und Johnson wird Premier, weil er den Brexit durchpeitschen will – ohne dass die Briten nur einen Schimmer haben, was der für sie bedeutet.

Und die Welt? Darf staunen und bangen. Mag schon sein, dass die Ordnungsmächte USA und Großbritannien geopolitisch nicht immer eine glückliche Hand hatten (Stichwort: Irak-Krieg). Aber von Haus aus zwei politische Schausteller in Washington und London an den Hebeln der Macht – wenn das nur gut geht! andreas.schwarz

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