Zähmung des Homo sapiens? Schwierig

Ganz sicher wird es nicht mit einem "guten Diktator" gehen. Es gibt nur böse,wie man weltweit sehen kann.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Der Homo sapiens hat vieles erfunden, er kann die Welt beherrschen oder auch vernichten.

von Dr. Helmut Brandstätter

über den Ruf nach einem starken Mann

Der israelische Wissenschafter Yuval Noah Harari hat eine Theorie dafür entwickelt, warum wir Menschen oft so grausam zueinander sind. Im Buch "Sapiens" beschreibt er die Entwicklung der Spezies Homo Sapiens. Seine These: Unsere Vorfahren haben es vor rund 100.000 Jahren in ganz kurzer Zeit geschafft, von der Mitte der Nahrungsmittelkette in der Savanne an die Spitze zu kommen, vor allem durch Nutzung des Feuers. Der Homo sapiens fürchtet sich seither nicht mehr vor den Löwen und Tigern, aber davor, diese Spitzenposition wieder zu verlieren. Deswegen sind wir voll von Ängsten, haben kein Selbstbewusstsein und sind doppelt so grausam zu unseren Mitmenschen.

Zeit - und Ortswechsel, vom Höhlenmenschen zum Diplomaten, von der gefährlichen Steppe in den unterkühlten UNO-Glaspalast am East River. Vertreter von 193 Staaten bespitzeln einander schon mal oder schreien unliebsame Kollegen an, aber hier ist das Wort die einzige Waffe. Kann aber diese am Ende des 2.Weltkriegs entstandene Organisation noch Konflikte lösen? Mit einem Chef, der immer mehr Sekretär als General ist und fünf ständigen Mitgliedern im Sicherheitsrat, von denen die USA und Russland kaum freundlicher miteinander umgehen als im Kalten Krieg? Dazu kommt, dass die Bedrohungen ja immer mehr von Organisationen wie dem IS ausgehen, die weder Gesprächspartner sein können noch wollen. Die Mitgliedsländer haben sich von Anfang an geweigert, Souveränitätsrechte an die UNO abzugeben, wie das etwa bei der EU der Fall ist. Dennoch gelang es immer wieder, mit den Missionen der Blauhelme Frieden zu sichern. Im Moment sind 16 solcher Friedensmissionen im Gang, überwiegend in Afrika, aber nach wie vor auch im Kosovo oder auf Zypern,wo das Mandat erst kürzlich bis Jänner 2017 verlängert wurde.

Es gibt keine einfachen Lösungen

Die Welt ist kleiner und gefährlicher geworden als bei der Gründung der UNO. Bis auf den Irren in Nordkorea spielt niemand mit dem Gedanken, Nuklearwaffen einzusetzen, aber regionale Konflikte bekommen globale Bedeutung. Die Amerikaner sind, entgegen mancher Propaganda, auf dem Rückzug. Trump stellt sogar die NATO infrage, aber auch eine Präsidentin Clinton würde nicht mehr Weltpolizistin spielen wollen. Vakuumzonen entstehen, in die unkontrollierbare Terrororganisationen vorstoßen, und der auf seine Stellung in der Weltpolitik bedachte Präsident Putin wird noch aktiver werden.

Ein einiges Europa könnte uns mehr Sicherheit geben. Dass uns die Neutralität schützt, ist nur mehr eine Illusion aus der Vergangenheit. Ebenso, dass ein "starker Mann", den sich immer mehr Österreicher wünschen, national oder weltweit Probleme lösen könnte. Der Homo sapiens hat vieles erfunden, er kann die Welt beherrschen oder auch vernichten. Die Weisheit, miteinander friedlich auszukommen, ist in der Savanne zurückgeblieben. Da liegt noch viel Denkarbeit und Organisationsgeschick vor uns.

Kommentare