Würden Griss oder Hofer bei Putin bestehen?

Statt kindischer Etikette-Fragen gehört außenpolitisches Know-how auf den Prüfstand.
Josef Votzi

Josef Votzi

Das Staatsoberhaupt ist ein beliebter Gast der ehemals staatlichen Airline. Der einzige Sonderwunsch, den der AUA-Vielflieger gelegentlich äußert, ist, den Landeanflug mitverfolgen zu dürfen. Den Anflug auf Wien kennt er zur Genüge.

Mittwoch Nacht suchte Heinz Fischer das Cockpit auf, um sich via Bordlautsprecher bei Crew, Mitarbeitern, mitreisenden Politikern und Managern zu bedanken. Wehmut über das Ende einer Ära war schon während der Blitzvisite in Moskau nicht nur bei Christoph Leitl auszumachen. Der Wirtschaftskammerpräsident hat Fischer bei vielen Reisen als Chef der Manager-Delegation begleitet.

Die auch menschlich belastbar gewordene Achse der beiden Präsidenten ist eine der messbaren Größen für eine Bilanz von zwölf Hofburg-Jahren. Gut die Hälfte von mehr als 60 Staatsbesuchen waren zuvorderst Wirtschaftsmissionen. Vor allem in Ländern mit staatlich gelenkter Wirtschaft wie zuletzt China, Iran, Kuba und Russland ist das Staatsoberhaupt als Eisbrecher für die Export-Wirtschaft gefragt.

Das nüchterne Wirtschafts-Magazin Trend resümierte jüngst euphorisch: "Für die Wirtschaft ist der Bundespräsident Türöffner schlechthin. Heinz Fischer entrierte 2,5 Milliarden an Aufträgen."

Fischers wichtigste Rolle

Die heikle Visite bei Wladimir Putin bewies einmal mehr, dass dazu mehr gehört als freundliches Klinkenputzen. Heinz Fischer und der mitreisende Generalstabschef Othmar Commenda gerieten binnen weniger Stunden zwischen die Fronten des neuen Propagandakriegs zwischen Moskau, EU und NATO.

Österreichs Bundesheer wolle "sich nicht dem Diktat anderer Staaten unterwerfen und in Zukunft enger mit Russland kooperieren", behaupteten russische Medien aus dem Munde des Heeresgenerals zu vernehmen. Der österreichische Bundespräsident himself habe "für eine Aufhebung der EU-Sanktionen gegen Russland" plädiert. Beides Falschmeldungen von plumper Frechheit, aber gezielter Provokation. Fischer schaffte sie beim öffentlichen Auftritt mit Putin mit ein paar diplomatischen Kunstkniffen rasch aus der Welt: Klar in der Sache, aber ohne störende Nebengeräusche. In der Wirtschaftsdelegation ging postwendend die Frage um: Wie würde sich jeder der fünf ernstzunehmenden Nachfolgekandidaten jetzt geschlagen haben?

Die Frage ist spielentscheinder als die Debatte über die "Allmachtsphantasien" mancher Bewerber. Auf dem Papier kann der Präsident jederzeit Neuwahlen ausrufen. Er wird damit aber nicht das Wunschergebnis für die Regierung seiner Wahl erzielen, sondern nur seine Abwahl provozieren.

Die Rolle des Hofburg-Hausherren als Wirtschaftslokomotive steht in der ungeschriebenen Realverfassung, die Pate für Österreichs langjährige Erfolgsstory steht. Außenpolitisches Know-how und diplomatische Geschick , das es dafür braucht, sind in keinem Crash-Kurs zu lernen. Jenseits von kindischen Etikette-Tests bei Staatsbanketten ist noch zwei Wochen Zeit, um zu bewerten: Wer würde im How-to-meet-Putin-Test am besten abschneiden?

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