Worauf warten?

Die Idee von AMS-Chef Johannes Kopf zur Abflachung der Gehaltskurven soll diskutiert werden.
Anita Staudacher

Anita Staudacher

Die steigende Altersarbeitslosigkeit wird zu einer der größten Herausforderungen der Regierung.

von Dr. Anita Staudacher

über flachere Gehaltskurven

Die Altersarbeitslosigkeit steigt seit Monaten doppelt so stark wie die allgemeine und wird noch weiter dramatisch zunehmen. Die „Babyboomer“ werden gerade erst 50 ...

Die Unternehmen stellen schlicht zu wenige ältere Arbeitskräfte ein. Eines der häufigsten Argumente: Ältere sind einfach zu teuer. Seit Monaten wird über ein Bonus-Malus-System für Betriebe als Anschubhilfe für mehr Jobs gesprochen, seit Monaten geschieht genau gar nichts. Warum? Eine Wurzel des Übels ist auch das im internationalen Vergleich extrem ausgeprägte Senioritätsprinizip bei den Angestellten. Noch immer gibt es Kollektivverträge, die einzig dazu führen, dass Junge immer seltener fix angestellt und Ältere hinausgedrängt werden. Warum?

AMS-Chef Kopf hat jetzt einen Vorschlag zur Abflachung der Gehaltskurven vorgelegt. Es ist nicht nur der erste seit langer Zeit überhaupt – traurig genug –, er klingt auch durchaus vernünftig. Der „Jugendwahn“ bei der Einstellung verliert an Bedeutung, wenn Ältere billiger werden, die Jüngeren wiederum werden weniger ausgebeutet, weil ihnen netto mehr übrig bleibt.

Soweit die Theorie. In der Praxis spricht viel gegen dieses „Bonus-Malus-System“. Ältere wären benachteiligt, weil sie nie den Jugend-Bonus in Anspruch nehmen konnten und für Geringverdiener wäre ein zehnprozentiger Gehaltsschnitt schlicht unzumutbar. Fraglich ist auch, ob die Betriebe höhere Lohnnebenkosten bei den Jüngeren so einfach hinnehmen bzw. sie nicht erst recht wieder in prekäre Jobs drängen. Die Idee ist noch nicht ausgereift, sie müsste modifiziert und mit einem Stichtag eingeführt werden, so dass sie erst in Jahrzehnten wirkt. Aber statt reflexartig Nein zu sagen, sollte endlich einmal etwas angepackt werden. Worauf noch warten?

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