Apropos: Der Nationalratswahlkampf verwüstete (wieder) das politische Klima – auch ein schwieriges Erbe für die Grünen. Am 26. August schrieb Werner Kogler auf Facebook: "Mit dieser türkisen Schnöseltruppe streben wir keine Koalitionsregierung an. Das geht nicht." Beim Bundeskongress am 4. Jänner muss diese Kurve nun (quietschend) gekratzt werden. Das Twitter-Empörium, die Donnerstagsdemonstranten und das Wiener Rathaus müssen sich ebenfalls inhaltlich neu orientieren. Wer wird das Feindbild Türkis-Blau ablösen?
Und wieder einmal hat ein Jahr gezeigt, wie die Meinungselite irren kann. Boris Johnson hat die Wahl überraschend klar gewonnen und zieht den Brexit durch. Donald Trumps Wiederwahl wird mit jeder medialen Aufregung über seine Eskapaden wahrscheinlicher. Johnson hat bewiesen, dass er ein Populist und Wirrkopf, aber kein Trottel ist. Wird er es schaffen, ein echter Staatsmann zu sein? Twitterpräsident Trump wiederum hat mit seiner oft erpresserische Haudrauf-Politik seinem Land bisher wirtschaftlich nicht geschadet.
Apropos Wirtschaft: Vor einem Jahr hätte sich niemand vorstellen können, dass wir sogar für Privatkonten Minuszinsen debattieren. Und dass Angela Merkel noch immer Kanzlerin ist, wenn auch eine schwache. Ansonsten war es ein Jahr der Frauen: Ursula von der Leyen als neue EU-Kommissionspräsidentin, Brigitte Bierlein als Übergangskanzlerin. Demnächst wird es auch in Österreich eine Verteidigungsministerin und in Summe viele starke, junge Frauen in der Regierung geben.
Es war auch das Jahr des Bundespräsidenten. "Das wird fad", hatte ihn unser Karikaturist zu Amtsbeginn sagen lassen. Davon konnte heuer wahrlich keine Rede sein. Da war mehr Feuer und Rauch (in jeder Hinsicht) als erwartet. "Sie werden sich noch wundern, was alles gehen wird", hat Norbert Hofer 2016 gesagt. Wer hätte gedacht, dass er recht behalten würde? 2020 darf ruhig ein bisschen weniger turbulent werden (wobei: Medien profitieren genau von solchen Zeiten). Guten Rutsch!
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