Warten auf Michael Ludwig

Warten auf Michael Ludwig
Zu den Milliarden-Problemen der Wien Energie haben sich schon viele zu Wort gemeldet. Nur nicht der oberste Vertreter des Eigentümers, der Stadt Wien. Dabei wären jetzt gerade klare Worte von Bürgermeister Michael Ludwig gefragt.
Martin Gebhart

Martin Gebhart

Es war in der Nacht auf Montag gegen 21 Uhr, als erstmals Meldungen über einen Milliarden-Finanzbedarf  für den Energieversorger Wien Energie aufgetaucht waren. Die Bestätigung folgte in der ZiB 2 durch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP), nachdem das alles beim Energiegipfel im Kanzleramt Thema Nummer eins gewesen war. Und schon zu diesem Zeitpunkt fragten sich viele: Wie reagieren die Vertreter des Eigentümers, der Stadt Wien, auf dieses Finanzierungsloch eines ihrer größten Unternehmen. Weder war ein Vertreter der SPÖ-geführten Stadtregierung zum Energiegipfel gekommen, noch gab es danach offizielle Stellungnahmen oder Klarstellungen durch die Stadt.

Auch am Tag darauf war es das Finanzministerium, welches über den wirklichen Finanzbedarf - rund 6 Milliarden Euro - die Öffentlichkeit aufklärte. Die erste kurze Stellungnahme von Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke gab es erst rund 18 (!) Stunden nach dem Energiegipfel. Und die war sehr allgemein gehalten, verbunden mit der Forderung, dass ein 10-Milliarden-Schutzschirm für alle Energieversorger wegen des überhitzten Energiemarkts notwendig sei. Bürgermeister Michael Ludwig hielt sich noch immer bedeckt, obwohl von Stunde zu Stunde mehr Fragen rund um dieses Milliarden-Loch aufgetaucht waren.

Was hinter dieser Nicht-Kommunikations-Strategie der Stadtführung steckt, ist nur schwer nachzuvollziehen. Das Ganze als bloßen politischen Konflikt zwischen der türkis-grünen Bundesregierung und der roten Stadtregierung abzutun, funktioniert nicht. Alle Energieversorger in ein Finanzierungs-Boot zu setzen, genauso wenig. Weil es derzeit einmal nur darum geht, die akute Finanznot der Wien Energie zu beheben. Einfach durchzutauchen, um mit dem Thema nicht in Verbindung gebracht zu werden, ist unrealistisch. Als 100-Prozent-Eigentümer der Wien Energie ist man auf jeden Fall in der Ziehung.

Der entscheidende Punkt ist aber ein ganz anderer: Wien Energie hat rund zwei Millionen Kunden. Unter diesen herrscht seit Sonntag Nacht große Verunsicherung, weil die ständigen Meldungen über den Bedarf von immer mehr Milliarden Euro nichts Gutes verheißen. Und diese Kunden haben es sich verdient, dass sie offen und ausführlich über die tatsächliche Lage informiert werden. Nicht von irgend jemandem, sondern von den Eigentümern. Allen voran Bürgermeister Michael Ludwig.

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