Wertediskussion erreicht den Kindergarten

Kindergarten
Heidemarie Lex-Nalis

Heidemarie Lex-Nalis

In öffentlichen Kindergärten sollten jene Werte vermittelt werden, die im BildungsRahmenplan definiert werden.

von Dr. Heidemarie Lex-Nalis

über Wertekataloge für Kindergärten

Vor einigen Monaten entfachte eine wissenschaftliche Studie über islamische Kindergärten eine Diskussion. Prof. Aslan, der Autor der Studie, geht davon aus, dass die in islamischen Kindergärten vermittelten Werte mit unseren Werten nicht vereinbar wären und warnte in diesem Zusammenhang vor der Entstehung einer Parallelgesellschaft.

In den letzten Tagen flammte eine ähnliche Diskussion auf. Dieses Mal ist es der FPÖ-Bürgermeister Andreas Rabl von Wels, der mit einem Wertekodex für "seine Kindergärten" aufhorchen lässt.

Ein Drittel der Welser Stadtbevölkerung hat migrantischen Hintergrund. Aus diesem Grund wurde 2012 ein Leitbild formuliert, in dem sich die Stadt klar zu einem "Klima von Toleranz, Akzeptanz und beiderseitigem Verstehen" bekennt. Der damalige Welser FP-Stadtrat Andreas Rabl konterte damals "Wer nicht bereit ist, sich zu integrieren, muss mit Sanktionen rechnen". Jetzt setzt er seine Werthaltungen in einem Wertekodex um, der für alle städtischen Kindergärten als Grundlage für die Arbeit in Kindergärten gelten soll.

Sätze wie: "Die Kinder nehmen die Kindergartenpädagoginnen als Autoritätspersonen wahr und befolgen deren Regeln, Pflichten und Vorgaben" oder "Die Kinder haben Leistungsbewusstsein und Selbstdisziplin entwickelt und wissen, dass dies für ihr Leben eine bedeutende Rolle spielt" oder "Die Kinder sind fähig, mindestens fünf deutschsprachige Lieder und Gedichte zu singen bzw. vorzutragen" (eine konkrete Festlegung der Lieder und Gedichte erfolgt). In diesem Wertekodex werden der von den PädagogInnen zu praktizierenden Erziehungsstil und konkrete Bildungsziele definiert. Auch an die Eltern gerichtete Sätze finden sich. Diese werden angehalten, zu akzeptieren und respektieren, dass in den Welser Kindergärten das Feiern der traditionellen österreichischen Feste und Gebräuche sowie Deutsch als Erziehungssprache einen wertvollen Beitrag zur Eingliederung und zum Gemeinwohl darstellt.

Einheitliches System

In öffentlichen Kindergärten, finanziert aus Steuergeldern und Elternbeiträgen, sollten jene Werte vermittelt werden, die im bundesländerübergreifenden BildungsRahmenplan für elementare Bildungseinrichtungen definiert werden. Ähnlich wie bei Lehrplänen in Schulen, werden Bildungsbereiche und Bildungsziele definiert. Im Bildungsbereich Ethik und Gesellschaft werden auch Werte behandelt. Wenn Kinder mit ihrem familiären Wertesystem wahrgenommen und akzeptiert werden, gelingt es ihnen eher, sich auch mit Werten und Normen anderer kritisch auseinanderzusetzen. Auf diese Weise kann ein ethisches Grundverständnis entwickelt werden.

Ein Wertekodex, der darauf ausgerichtet ist, Kultur mit Christentum und deutscher Sprache gleich zu setzten, ist genauso strikt abzulehnen wie die von Prof. Aslan festgestellte, ausschließlich dem Islam verpflichtete Wertevermittlung in einigen Wiener Kindergärten.

Mag. Dr. Heidemarie Lex-Nalis besuchte die Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Wien und studierte danach an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst und an der Universität Linz. In weiterer Folge absolvierte sie ein Doktorratsstudium an der Universität für Bildungswissenschaften in Klagenfurt. Von 1993 bis 2003 war sie Direktorin an der Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik in Wien.

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