Wer drückt das Gefühl der Scham aus?
Wer drückt das Gefühl der Scham aus?
Ich schäme mich für die Magistratsbeamten, die versagt haben und die Menschen und Mitbürger, die versagt haben." Es ist die "größte menschliche Enttäuschung, Bürgermeister einer Stadt zu sein, in der zwei alte Frauen ganz einfach verschwinden können". Das war die Reaktion von Bürgermeister Helmut Zilk, als im Jahr 1992 die Leichen von zwei alten Frauen gefunden wurden, die jahrelang in ihrer Wohnung gelegen waren. Niemand hatte sich um sie gekümmert, niemandem waren sie abgegangen.
Wer drückt heute das Gefühl der Scham aus, dass wir in einer Stadt leben, wo ein Mann, dem es offensichtlich schlecht ging, stundenlang in einem öffentlichen Lift einer U-Bahnstation liegt und ihm keiner hilft? Wo ist der Aufschrei der Verantwortlichen in Wien? Mitarbeiter der Wiener Linien haben versagt, aber auch alle Nutzer der U-Bahn, die nicht geholfen haben, ja nicht einmal die Rettung verständigt haben.
Wir können da nicht so tun , als wäre nichts geschehen. Die Wiener Stadtregierung muss einen Plan erarbeiten und öffentlich publik machen, wie Erste Hilfe zu leisten ist. Sie könnte eine App entwickeln, die zeigt, wie schnell Hilfe geholt werden kann – da ohnehin jeder mit einem Smart-Phone unterwegs ist. Aber die beste Technik hilft nichts, wenn das Herz versagt. Nicht das eines Mannes, der einen Herzinfarkt erleidet, sondern das Herz von uns allen, denen alles wurscht ist, was uns nicht persönlich betrifft.
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