Was ist die wahre Obszönität?
Nun ist derlei Schamgefühl, über all die Jahre hin, weit herumkommen.
Ein deutscher Politiker – ich glaube, es war Otto Schily – nannte es einmal die „ Wonne der Empörung“: Diese allgemein empfundene, flächendeckende, gesellschaftliche Übereinkunft, ein Ereignis bzw. ein Umstand wäre (objektiv) „obszön“, also „das Schamgefühl verletzend“ (aus dem Lateinischen).
Nun ist derlei Schamgefühl, über all die Jahre hin, weit herumkommen.
Wir haben uns schließlich daran gewöhnt, tagtäglich mit Bildberichterstattungen aus den Boudoirs der Berühmtheiten behelligt zu werden.
Nach und nachts gewissermaßen beteilt und begeilt man uns mit Be- und Entgattungen von Sylvie Van der Fort über Wolfgang Arglos bis hin zu Edi Fingerling – man verzeihe die Namensunsicherheit. Namen sind Schalli und Rauch.
Allesamt jedenfalls: Verlassen, betrogen, hintergangen, weidwund und ...
... mitteilsam.
Das mag man durchaus als obszön erachten. Oder, wie es das frühreife Kind im Witz kommentiert: „Und ob’s zön is!“
Mir reißt’s nix raus. Weder übertriebenes Mitgefühl noch einen müden Lacher.
Mich bedrücken andere Meldungen – sprich: Die fehlende Empörung darauf.
Etwa: Michael Jordan, ein großartiger Ex-Basketball-Profi, verdient jährlich mehr bei „Nike“ als ALLE versklavten Fabriksarbeiter des Sportartikel-Konzerns in Malaysia zusammengenommen.
Oder: Die Familie des Ex-Fußballstars David Beckham dinierte (zu fünft) beim Japaner in London um 1500 Euro, wobei Kindermodelmama Victoria nur Broccoli kaute. Was Obszönes aßen die? Unter Wasser handgewürgte Papageienfersen?
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