Was an der Causa Wöginger deprimiert

Wöginger führt wieder die VP-Parlamentarier an
Der Prozess gegen den ÖVP-Klubobmann hat Dinge gezeigt, die im Politik-Betrieb eigentlich selbstverständlich sein sollten.
Christian Böhmer

Christian Böhmer

Und dann kam plötzlich alles ganz anders: Elf Tage hätte er dauern sollen, der Prozess gegen ÖVP-Klubchef August Wöginger. Nicht weniger als 31 Zeugen hatte das Gericht geladen, man wollte sich besonders viel Zeit nehmen, um den möglichen Postenschacher im Detail zu erörtern und von allen Seiten zu beleuchten.

Und dann, gleich am ersten Tag, die Wende – und mit ihr der Satz des Klubobmanns einer Kanzlerpartei, der wohl noch länger hängen bleibt: „Es tut mir wirklich leid, was durch mein Handeln ausgelöst wurde.“

Nun lässt sich trefflich darüber streiten, warum sich der 50-jährige Wöginger so lange Zeit gelassen hat, um seine Verteidigungsstrategie zu ändern.

War es die Tatsache, dass die Mitangeklagten am Abend zuvor „Verantwortungsübernahmen“ angemeldet und so den Weg für ein glimpflicheres Ende geebnet haben?

Oder wurde Wöginger erst in der Atmosphäre des Gerichtssaals bewusst, wie hoch das Risiko einer Verurteilung ist?

Was auch immer den gestanden Schwarzen zu seiner Entscheidung bewogen hat: Am Ende sind es Fußnoten. Für den Politikbetrieb zählt anderes, denn August Wöginger hat etwas eher Seltenes getan: Er hat eigenes Unvermögen öffentlich benannt. Er hat sich entschuldigt. Und er trägt die Konsequenzen – im konkreten Fall eine Geldbuße von 44.000 Euro.

„Ich sehe die Sache heute mit ganz anderen Augen als zum damaligen Zeitpunkt“, sagte er vor Gericht. Er würde das heute so alles nicht mehr tun.

Ist sein Bedauern echt? Gericht und Ankläger halten Wöginger für glaubwürdig.

Und so gehen von diesem Prozesstag in Linz zwei nicht unerhebliche Botschaften aus: Wer öffentliche Jobs mit politischen Vettern besetzen will, muss mit Strafverfolgung und Verurteilung rechnen. Und: Auch in der Spitzenpolitik gibt es bisweilen die Bereitschaft, Fehlverhalten öffentlich einzugestehen.

Sollte das nicht selbstverständlich sein? Natürlich. Aber bis dahin muss man eben auf die Arbeit von Korruptionsjägern und Justiz hoffen. Auch wenn das leicht deprimierend ist.

Kommentare