USA und Naher Osten: Gut gegen Böse ist noch kein Plan

Donald Trumps Nahost-Konzept ist überfällig. Aber auch seine Vorgänger dachten zu schlicht.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

Der Kanzler präsentiert sich gerne als Freund Israels. In Jerusalem wird das wohlwollend registriert. Da sieht man Sebastian Kurz auch die FPÖ-Regierungsbeteiligung nach.

Der US-Präsident agiert ebenfalls als deklarierter Freund Israels. Die Verlegung der Botschaft nach Jerusalem war eine seiner ersten Amtshandlungen. Ein damals avisierter Nahost-Plan, so erfuhren die österreichischen Gäste, kommt bald. Na immerhin.

Wenn stimmt, was spekuliert wird, dann will Trump die arabischen Staaten in einer Allianz gegen den Iran sammeln. Das Mullah-Regime ist in der Welt des US-Präsidenten (und Israels) das Böse schlechthin. Wer gegen den Iran ist, ist auf der Seite der Guten.

Auch frühere US-Administrationen haben sehr schlicht (und erfolglos) gedacht. Die Zwei-Staaten-Lösung Israel/Palästina war eine schöne Illusion. Und der unter der Obama-Führung angeblasene „Arabische Frühling“ mitsamt der Träumerei, Demokratie ins politische Mittelalter verpflanzen zu können, ist kräftig in die Hosen gegangen.

Trump will es anders machen. Zu fürchten ist, dass ein Brachialplan aus seinem Bauch, getragen vom Schwiegersohn, den Nahen Osten einem Frieden nicht näher bringt. Stimmt schon: Dort versteht man oft nur Brachiales. Bloß: Der Iran ist kein Heiliger, aber auch nicht nur Teufel; die Saudis sind vielleicht Waffenbrüder, aber auch Henker; Israel hat Recht auf allen Schutz, lässt aber Kooperation missen; die Palästinenser sind ein inhomogener Haufen mit Hang zur Radikalität, aber oft unter die Räder gekommen. So eine Differenzierung ist Trumps Sache nicht. Der Besuch aus Österreich wird daran nichts geändert haben. andreas schwarz

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