Ungleiche türkis-grüne Fahrgemeinschaft

Der eine Minister sagt, dass eine Wiederaufnahme der EU-Rettungsmission im Mittelmeer ein Gebot der Menschlichkeit wäre. Der andere Minister richtet ihm aus, dass diese Position „nicht relevant“ und Ersterer nicht zuständig sei. So ein Quietschen zeigt für gewöhnlich das nahende Ende einer Koalitionsreise an.In Österreich steht es am Anfang der türkis-grünen Landpartie. Rudolf Anschober und Alexander Schallenberg sind da so diametral aneinandergeraten, wenn das schiefe Bild erlaubt ist. Diametral – ist das so, wenn das „Beste aus beiden Welten“ miteinander soll/will/muss?
Fakt ist, dass die ÖVP in ihren Kerngebieten, und nicht nur dort, das Gaspedal kräftig durchdrückt – während die Grünen am Beifahrersitz allenfalls „nicht so schnell“ und „Achtung, weiter links“ rufen, ohne Konsequenz.
Das war bei der Sicherungshaft so (netter grüner Einwand: aber „keine Verfassungsmehrheit“). Das ist beim EU-Budget samt Veto-Drohung so (das war nie grüne Position). Das ist so, wenn Kanzler Kurz Osteuropa zubilligt, mehr an Pensionen als an Umweltschutz zu denken. Wenn er in Davos zu Recht davor warnt, das Thema Umwelt für „alte kollektivistische Ideen“ und die Schädigung der Wirtschaft zu missbrauchen. Oder wenn er, ebenfalls zu Recht, vor Sophia und dem „Pulleffekt“ im Mittelmeer warnt.
Die Grünen dürfen grad einmal Tempo 140 abschaffen. Und wissen: Wer als Beifahrer mosert, läuft Gefahr, aussteigen zu müssen. Die Reise soll ja noch lange dauern.
Stimmt schon: Medien sind schnell beim Hypen einer Entwicklung (Türkis-Grün und der Charme, oho!) und beim Enthypen, sprich: beim Lauern, ob eine Entwicklung auch hält. Aber wie sehr diese ungleiche Fahrgemeinschaft noch rumpelt, wird spannend.
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