(Un-)populär in der Krise

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Warum Kurz und Merkel vom Kampf gegen Corona profitieren und Trump und Putin den Führungsbonus verlieren.
Andreas Schwarz

Andreas Schwarz

So haben sich das die beiden Führer der „alten“ Supermächte nicht vorgestellt. Der eine wollte im Herbst auf der Welle von Konjunktur und Arbeitsplätzen zur Wiederwahl ins Weiße Haus gleiten; der andere hat sich gerade eine Verfassung gezimmert, die ihn schon zu Lebzeiten zur ewigen Kreml-Legende machen sollte. Jetzt hat ihnen Corona – bzw. ihr desaströser Umgang damit – in die Suppe gespuckt: Die USA und Russland haben die meisten Covid19-Fälle weltweit. Donald Trump liegt in Umfragen deutlich hinter seinem Herausforderer Joe Biden. Und die Umfragen für Wladimir Putin sind so schlecht wie nie zuvor.

Dabei: Ist so eine epochale Krise wie die pandemische nicht Garant für die Popularität des politischen Führungspersonals? Während „Seuchen schon viele Regime weggefegt haben“, schreibt der britische Economist, steigen die Zustimmungsraten für Staatenlenker in Coronazeiten trotz einer Viertelmillion Toter bisher. Und zwar zunächst unabhängig davon, wie die Staatenlenker agieren: ein entschlossener Giuseppe Conte in Italien kletterte in Umfragen genauso wie eine zunächst zögerliche Angela Merkel oder die Corona-Leugner Trump und Boris Johnson. „Rally ’round the flag“, sagt man dazu, das Volk schart sich in der Angst um seine Führer.

Später trennt sich dann aber doch die Spreu vom Weizen: Diejenigen, denen man Kompetenz im Navigieren durch die Krise abnimmt, bleiben im Bonus (Angela Merkel gewinnt ständig dazu), die selbstgefälligen Blender verlieren wieder (so wie Trump, Johnson oder der Brasilianer Jair Bolsonaro).

Sebastian Kurz ist im Economist gar nicht erwähnt. Vielleicht, weil sein Umfrage-Hoch den Rahmen sprengt (Österreich liegt im Anti-Corona-Kampf gut, der Kanzler inszeniert ihn übergut, und er profitiert). Oder weil Kurz quasi außer Konkurrenz, im faktisch oppositionsfreien Raum, segelt. Manche sagen: auch im koalitionsfreien Raum (die Grünen, wer?). Dass Regisseur David Schalko im bürgerlichen Flaggschiff FAZ dem Kanzler „Regieren durch Angst“ vorhält und die auch nicht linkslinke NZZ vom „Maulkorb“ in Österreich und Kurz’ „autoritären Zügen“ schreibt, wird seine Freude nicht trüben: Sehnt sich nicht eh jeder vierte Österreicher schon in Nicht-Corona-Zeiten nach einem „starken Führer“ (Umfrage 2017)? Da braucht’s gar keine Jubelpeinlichkeit im Kleinwalsertal.

Trump schaut neidvoll auf Österreich und seinen Kanzler („fantastischer Job“). Putin hätte wohl auch gerne etwas von dem Höhenflug (aber die Gast-Aufsätze der österreichischen Ex-Außenministerin bei Russia today werden ihm da auch nicht helfen). Und beide blicken mit Harm nach China: Dort, wo die Malaise ihren Ausgang nahm, braucht es keine Umfragen. Und viel spricht dafür, dass das Corona-Herkunftsland und sein Präsident am Ende auch noch gut aussteigen.

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