Überregulierung oder Jugendschutz?

Überregulierung oder Jugendschutz?
Richard Seeber

Richard Seeber

Österreich liegt mit rund 33 Prozent rauchender Bevölkerung im europäischen Spitzenfeld

von Dr. Richard Seeber

über die Tabakrichtlinie der EU

Soll die EU Zigaretten mit Menthol- oder Vanillegeschmack verbieten? Sollen Zigaretten überhaupt in Zukunft nur noch in neutralen Einheitsverpackungen verkauft werden? Das ist eine schwierige Abwägungsfrage. Der Tabakkonsum gilt als das größte vermeidbare Gesundheitsrisiko. Jedes Jahr tötet das Rauchen fast 700 000 Menschen in Europa. In Österreich sind es rund 14 000. Das geplante EU-Gesetz spaltet die Geister. Viele vertreten Extrempositionen: Die einen sagen: Der Staat soll sich da raushalten. Keine weiteren Anti-Rauch-Gesetze! Die anderen wollen sogar die sichtbare Auslage von Zigaretten in den Geschäften verbieten.

Lockende Werbung

Fakt ist: Rund 70 Prozent aller RaucherInnen beginnen vor dem 18. Lebensjahr damit; 94 Prozent vor dem 25. Lebensjahr. Auch der Anteil der rauchenden Mädchen und jungen Frauen ist in den letzten Jahrzehnten massiv angestiegen. Daher setze ich mich dafür ein, dass sich die EU bei der geplanten Tabakrichtlinie auf den Jugendschutz konzentriert. Manche Praktiken der Tabakindustrie, die bewusst darauf abzielen, Jugendliche anzulocken, gehören abgeschafft: Vitamine, Geschmacksstoffe oder andere Zusätze, die entweder den Eindruck erwecken, das Produkt sei gar nicht so schädlich, oder die den abhängigmachenden Effekt des Tabaks verstärken, haben nichts in Zigaretten verloren. Tabak soll nach Tabak schmecken. Der Einstieg ins Rauchen darf nicht durch Zusatzstoffe schmackhafter gemacht werden. Außerdem sollen größere Warnhinweise und abschreckende Bilder auf den Zigarettenschachteln die Gesundheitsschäden durch Rauchen deutlich machen. Die Einführung von Einheitsverpackungen ohne Markenlogo halte ich aber für überbordend.

Im Spitzenfeld

Österreich liegt laut der Europäischen Kommission mit rund 33 Prozent rauchender Bevölkerung im europäischen Spitzenfeld. Nur in Griechenland, Bulgarien und Lettland ist der Prozentsatz höher. Gleichzeitig müssen wir deshalb sicherstellen, dass alle, die trotzdem rauchen wollen, zumindest ein möglichst sicheres Produkt bekommen. Erwachsene Menschen, die sich bewusst für das Rauchen entscheiden, dürfen in ihrer Entscheidungsfreiheit nicht eingeschränkt werden.

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