Überfüttert, na und?

Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

"Herzig", sagt der Mensch gerne, wenn er Kinder in Babyspeckmontur sieht – und: "Das wächst sich aus." Nix wächst sich aus. Stattdessen ist es opportun, Kinder mit Futter ruhigzustellen. Schreien sie, kriegen sie ein Kipferl in die Hand gedrückt, schreien sie nicht – ebenso. So simpel schaut das Bedürfnisbefriedigungsmanagement von heute aus. Das ist auch eine Frage von sozialem Status und Bildung. Immer weniger Menschen wissen offenbar, was sie ihrem Körper antun, wenn sie sich nonstop Mist in die Figur stopfen. Gebote nützen wenig, wenn sie niemand versteht. Körperbewusstsein hat mit Mündigkeit und Eigenverantwortung zu tun, die Wurzeln dafür werden früh gelegt. So wie Kinder lesen, rechnen und grüßen lernen, sollten sie ebenso lernen, was ihrem Körper guttut. Dafür braucht es aber ein gesellschaftliches Bekenntnis. Jeder – von der Hebamme über die Kindergartenpädagogin bis zu den Lehrern (Eltern sowieso) – muss das mittragen. Doch so lange Ess-Mist wenig kostet und in Schulen Automaten stehen, die Limos oder Schokoriegel ausspucken, und in Schulkantinen Wurstbrote mit Mayo angeboten werden, bleibt das vor allem eines: ein netter Versuch.

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