Die Freiheit ist stärker

Es war am Donnerstag, knapp vor Mitternacht, als die Meldung kam: „Lastwagen rast in Nizza in Menschenmenge“ . Um 23 Uhr 56 waren es bereits „Dutzende Tote“, um 00 Uhr 49 „mindestens 60 Tote“. Dennoch wurde überall das normale TV-Programm gezeigt, auch in den deutschen Nachrichtensendern. Nur CNN, BBC und die französischen Sender lieferten LIVE-Bilder aus Nizza, die den Schrecken transportierten. Gerade, als Franzosen und Touristen an der Promenade des Anglais den 14. Juli feierten, die französische Revolution des Jahres 1789, hatte der Terror wieder zugeschlagen. Terror? Ja klar. Jeder von uns denkt sofort an islamistische Selbstmörder, etwas anderes kommt nicht in Frage. Und wie es aussieht, war es wieder ein Franzose mit arabischen Wurzeln, der in seiner Heimat nicht zurechtkam. Aber wie hat er sich radikalisiert, wie man macht aus Menschen, die vielleicht enttäuscht sind vom Leben, einen Massenmörder?

Es fallen uns nur Fragen ein, keine Antworten. Gibt es Antworten auf derart unfassbare Taten? Vielleicht die Grenzen schließen? Die Attentäter sind ja schon in Europa, womöglich seit Jahrzehnten. Nicht mehr nach Istanbul fliegen, wo im Juni Bomben am Flughafen detonierten? Aber nach Brüssel auch nicht, wo im März Menschen starben? Der nächste Flughafen wird anderswo sein.

Ganz sicher dürfen wir uns weder daran gewöhnen, noch uns fürchten, unser Leben gar auf Terror abstellen. Fans aus ganz Europa sind zur Europameisterschaft nach Frankreich gefahren, obwohl vielleicht manche an die Anschläge von Paris gedacht haben. Und die Polizei hat gute Arbeit geleistet. Hat die Polizei in Nizza versagt? Schon wieder eine Frage.

So wie wir uns nicht an den Terror gewöhnen dürfen, so sehr müssen wir darauf achten, wer sich unsere offene, liberale und laizistische Gesellschaft nicht akzeptiert. Da muss die Gesellschaft, aber auch die Geheimdienste in Kreise hineinhören, die sich abschotten. Wir, die die Freiheit verteidigen, sind stärker. Aber wir müssen dafür etwas tun. Das ist die Antwort.