Pro & Contra: Wer schafft die Arbeit?
Lukas Sustala ist Vizedirektor bei Agenda Austria
Wer schafft die Arbeit? Selten gelingt es Politikern, legendäre Sätze von sich zu geben. Regelmäßig aber gehen Aussagen „viral“, wenn etwa ein schräges Zitat in den sozialen Medien geteilt, kommentiert und sich darüber amüsiert wird. Sozialministerin Beate Hartinger-Klein hat das am Rednerpult im Nationalrat mit „Wer schafft die Arbeit? Na sorry, die Wirtschaft schafft die Arbeit“ zuletzt geschafft. Doch so aufgeregt der Ton auch war, so nüchtern lässt sich die Frage analysieren. Wer schafft denn Arbeit? In einer viel zitierten Studie mit eben diesem Titel (im Original „Who creates jobs?“) etwa zeigten US-Forscher für die relativ kapitalistischen USA, dass es gerade junge Unternehmen und Start-ups sind, die unterm Strich viele neue Jobs schaffen.
Die zentralen Befunde werden auch für das stärker regulierte Österreich bestätigt. Findige Unternehmer und ebensolche, gut ausgebildete Mitarbeiter schaffen neue Geschäftsgrundlagen. Im Gelächter über eine virale Aussage geht leider unter, dass Österreich von anderen Ländern lernen könnte, in denen mehr gegründet wird, und junge Unternehmen in Zukunftsbereichen wie IT oder Biotech auch schneller wachsen. Stattdessen trichtern Politik und Sozialpartner gerne ein, dass sie auch „Arbeit schaffen“ oder für „Arbeitsplatzgarantien“ sorgen. Die einzige „Garantie“ aber ist, dass findige Unternehmer und Arbeitnehmer für fordernde Konsumenten stets Neues schaffen werden – neben Produkten auch Arbeitsplätze. Alles andere sind Legenden.
Agnes Streissler-Führer ist Ökonomin bei der GPA-djp
Acht Jahre lang war ich Unternehmerin. Mit einer Geschäftsidee und viel Akquise habe ich Aufträge hereingeholt, die dann von fünf Beschäftigten bearbeitet wurden. Habe ich die Arbeit geschafft? Nein, sicherlich nicht. Die Arbeit haben wir gemeinsam geschafft, jede und jeder einzelne meiner großartigen MitarbeiterInnen. Hätte einer ausgelassen, hätten wir die Arbeit nicht mehr geschafft. Der Satz „Die Wirtschaft schafft die Arbeit“ ist also nur dann richtig, wenn damit nicht nur die Arbeitgeber, sondern wir alle gemeint sind: Innovative UnternehmerInnen, die gute Geschäftsideen haben ebenso wie engagierte Beschäftigte, die jeden Tag ihr Bestes geben.
Auch der Staat gehört in dieses Gefüge hinein – mit Aufträgen (es ist erwiesen, dass staatliche Investitionen in Infrastruktur, vor allem aber in Bildung und Forschung sowohl kurz- als auch langfristig ein Vielfaches an Arbeitsplätzen schaffen als etwa Steuersenkungen), vor allem aber mit Rahmenbedingungen, die gute Arbeit und ein faires Aufteilen der Erfolge aus dieser Arbeit ermöglichen. Denn es wird oft vergessen, dass die Wirtschaft ein Kreislauf ist: Würden überlange Arbeitszeiten und stagnierende Löhne dazu führen, dass Beschäftigte immer weniger konsumieren, nützte auch die beste Geschäftsidee nichts, denn es gäbe keine Nachfrage. Die Erfolgsgeschichte Österreichs liegt darin, dass Arbeit nicht im Gegen-, sondern im Miteinander geschaffen wird. Dies gilt es fortzusetzen.
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