Stoßdämpfer für die Energiewende

Fahren Sie mit Ihrem Auto schon rein elektrisch? Wenn ja, dann gehören Sie bereits jetzt zu den Guten im Kampf gegen die Klimakrise. Aber Sie sind Teil einer kleinen Minderheit: In Österreich sind nur 1,6 Prozent der Autos rein elektrisch unterwegs. Die meisten Kfz-Besitzer vertrauen lieber weiterhin der bewährten Verbrennertechnik und der dazugehörigen Infrastruktur. Weil aber die Zeit hinsichtlich der Erderwärmung drängt, hat die Europäische Union im Sommer beschlossen, einen Gang höher zu schalten. Von Freiwilligkeit auf Zwang. Ab 2035 dürfen nur noch rein elektrisch betriebene Autos neu zugelassen werden. Die Fahrzeugindustrie investiert dafür Milliarden und dank versprochener Subventionen ist der Widerstand enden wollend.
Doch die Macht des Faktischen dürfte den ehrgeizigen Plänen ein Schnippchen schlagen. Wie nun eine Studie zeigt (siehe Bericht Seiten 4/5), sind die vor allem für den elektrischen Antrieb notwendigen Rohstoffe in nicht ausreichendem Maße in der EU verfügbar; manche davon gibt es überhaupt nur in fernen Ländern wie Chile und Australien. Oder ausgerechnet in China, wo es schon jetzt Lieferschwierigkeiten gibt, die wegen wirtschaftspolitischer Konflikte auch nach der Pandemie anzuhalten drohen.
Viele Hindernisse
Doch fehlende Rohstoffe sind nicht das einzige Hindernis auf der Fahrt in die rein elektrische Zukunft. Auch bei den schon jetzt heiß begehrten Computerchips wächst der Bedarf weiterhin rasant, auch, da in E-Autos noch mehr davon eingebaut werden müssen. Dazu kommt eine ungenügende Ladeinfrastruktur. Zwar will die EU nun deren Ausbau beschließen. Doch vor allem in dicht verbauten Städten mit hohem Altbaubestand wird es spannend, wo die vielen Laternenparker einen Ladeplatz finden sollen.
Und nicht zuletzt setzt die aktuelle Energiekrise dem geplanten Umstieg auf die CO2-Neutralität zu. Die Preise beim Tanken sind enorm gestiegen – nicht nur für Sprit, sondern auch für Strom. Die höheren Anschaffungskosten amortisieren sich somit erst später als gedacht. Obendrein wackeln nun auch die gewerblichen Förderungen von Bund und Händlern, was einen Kauf noch unattraktiver macht.
In die Sackgasse?
Die EU könnte sich also mit ihrer Zielsetzung in eine Sackgasse manövrieren. Freilich hat das Elektroauto seine Berechtigung, derzeit vor allem auf kürzeren bis mittellangen Strecken und der Fahrspaß ist schon jetzt gegeben. Zudem werden die Autos technologisch immer besser.
Seitens der Politik wäre es dennoch besser, auf Technologieoffenheit zu setzen und dabei die Forschung zu unterstützen. Große Konzerne arbeiten etwa an der Effizienz von E-Fuels und der Optimierung von Benzinmotoren. Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch wäre daher der richtige Ansatz. Im Sinne der Konsumenten.

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