Spitz auf Knopf
Van der Bellens Botschaft: Wer Hofer wählt, bekommt Strache als Kanzler.
Wollen Sie eine blaue Republik? Einen rechtspopulistischen deutschnationalen Burschenschafter in der Hofburg? Eine Marionette, die auf Befehl von Herbert Kickl die Regierung entlässt, um den Weg für Heinz-Christian Strache als Bundeskanzler frei zu machen? Mit ungewöhnlich scharfen Worten beendet Alexander Van der Bellen den präsidialen Wahlkampfkuschelkurs. Von der Dramaturgie her ist das geschickt gemacht. So hat der ehemalige Obmann der Grünen mit seinem quasi einseitig ausgerufenen Nichtangriffspack den Freiheitlichen bislang kaum Reibefläche zum Kontern geboten.
Seine Attacken spielt Van der Bellen jetzt über die Bande, greift das vermeintlich "freundliche Gesicht" der Blauen nicht direkt an, hier würde er auch wenig gewinnen. Die Botschaft lautet deshalb: Wer Hofer wählt, bekommt Strache als Kanzler. Schenkt man parteiinternen Meinungsumfragen Glauben (mit dem Wissen von der letzten Wahl fällt das etwas schwer), liegt Hofer um wenige Prozentpunkte vor Van der Bellen. Das blaue Lager ist mittlerweile überzeugt davon, die Partie bis zur 90. Minute locker nach Hause spielen zu können. Laut Van der Bellen steht es „Spitz auf Knopf“. Mit seinen Aussagen wie, dass es „der FPÖ nur darum gehe, wenn sie an die Macht komme, Grenzzäune wieder hochzuziehen, Schengen außer Kraft zu setzen und Österreichs Isolierung in der EU zu betreiben“, wird er natürlich keine Hofer-Wähler auf seine Seite holen – die Fronten sind hier klar abgesteckt.
Es geht um die Stimmen von Hundstorfer, Griss und Khol, aber vor allem von jenen Wählerinnen und Wählern, die weder Blau noch Grün wollen und deshalb Weiß oder gar nicht wählen. Genau diese Wählergruppe gilt es zu überzeugen. Van der Bellen wird die letzten Tage vor der Wahl hoffentlich nicht müde werden das drohende blaue Schreckensszenario noch klarer zu kommunizieren. Für ihn ist es die einzige Chance, die Wahl noch drehen zu können. Kennt man die FPÖ, wird sie entsprechend antworten. Der Endspurt des Wahlkampfes könnte also noch schmutzig werden.
Kommentare