So werden Fachkräfte abgewimmelt
So was brauch ma bei uns net!
Ein top ausgebildeter IT-Experte aus den USA hat eine Software entwickelt, mit der man große Datenmengen so analysieren kann, dass die Vorhersage von Terroranschlägen möglich wird. Der Mann hat sich dazu entschlossen, sein Unternehmen in Österreich anzusiedeln und Investoren gefunden, die Millionen in die Expansion pumpen. Jetzt will er sich dauerhaft hier niederlassen. Man kann über die Auswertung von Daten geteilter Meinung sein und muss nicht alles, was aus den USA kommt, bejubeln. Aber diese Technologie ist für Österreich jedenfalls ein Gewinn. Das AMS, das die Kriterien für die Rot-Weiß-Rot-Karte überprüfen muss, kam allerdings in einem sogenannten Gutachten sinngemäß zum Schluss: So was brauch ma bei uns net! Bevor der Amerikaner, der sich zuvor in London und Berlin umgeschaut hatte, seine Zelte hier abbrach, zog das Verwaltungsgericht die Notbremse und erteilte doch noch den begehrten Aufenthaltstitel (siehe Chronik).
Wie dem beinahe in die Flucht geschlagenen Terrorexperten geht es vielen ausländischen Fachkräften, auf die Österreich leichtfertig verzichtet. Die Magistrate oder Bezirkshauptmannschaften – sie sind für die Erteilung der Rot-Weiß-Rot-Karte zuständig – übernehmen die AMS-Gutachten gern 1:1. Das sagen nicht (nur) die Betroffenen oder deren Rechtsvertreter, das bekrittelt ziemlich unverhohlen das Landesverwaltungsgericht. In fett gedruckter Schrift, damit man es ja nicht überlesen kann, wird in Urteilen darauf hingewiesen, dass die Behörde an eine unschlüssige Expertise nicht gebunden ist. Derartige Gutachten gleich in den Papierkorb zu befördern, würde den Instanzenzug beschleunigen und der Modernisierung Österreichs sehr gut tun.
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